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Where the world comes to study the Bible

12. Jesus heilt den Mann am Teich von Bethesda (Johannes 5:1-18)

Einleitung

Vor Kurzem zeigte mir meine Tochter ein Buch, in dem einige ausgesprochen merkwürdige Gesetze verzeichnet sind, die in unserem Lande immer noch Gültigkeit haben. Zu diesen „umwerfenden“ Gesetzen gehören die Folgenden:

  • „In Pennsylvania wird Fluchen mit einem Bußgeld von vierzig Cent bestraft. Wenn allerdings Gott in dem Fluch vorkommt, beträgt das Bußgeld siebenundsechzig Cent.“
  • „Es ist verboten, den Namen der Stadt Joliet in Illinois falsch auszusprechen.“
  • „In Utah verlangt es das Gesetz, dass zwischen einem tanzenden Paar Tageslicht zu sehen sein muss.216
  • „In San Francisco ist es nicht erlaubt, einen Korb an einer Stange zu tragen.“
  • „Goldfische dürfen in Seattle, Washington, nicht busfahren, wenn sie dabei nicht still liegen.“
  • „Früher wurde nach dem Gesetz von Michigan in jedem Winter die Durchführung einer Bienenzählung verlangt.“
  • „In Natchez, Mississippi, dürfen Elefanten kein Bier trinken.“
  • „Eine alte Verordnung in Hollywood, Kalifornien, verbietet es, mehr als zweitausend Schafe auf einmal über den Hollywood-Boulevard zu treiben.“
  • „In Muncie, Indiana, dürfen Sie kein Angelzeug auf den Friedhof mitnehmen.“
  • „Das Strafgesetzbuch von Kalifornien verbietet es, Tiere – mit Ausnahme von Walen – aus einem Auto heraus zu schießen.“
  • „In Kansas City, Missouri, ist es Kindern per Gesetz verboten, eine Schreckschusspistole zu erwerben. Das Gesetz hindert sie aber nicht daran, eine richtige Pistole zu kaufen.“
  • „Ein Gesetz in Minnesota fordert, dass Unterwäsche von Männern und Frauen nicht gleichzeitig auf einer Wäscheleine aufgehängt wird.“
  • „In Joliet, Illinois, dürfen Frauen nicht mehr als sechs Kleidungsstücke auf einmal in einem Laden anprobieren.“217

Ich führe diese „umwerfenden“ Gesetze unseres eigenen Landes hier auf, weil ich im Folgenden auf einige der „umwerfenden“ jüdischen Gesetze zu Zeiten Jesu eingehen möchte. Man mag geneigt sein zu schmunzeln, wenn man diese Gesetze liest, und sich zu wundern, wie lächerlich sie doch sind. Bevor wir uns aber zu sehr vom Lachen hinreißen lassen, möchte ich doch eines sagen: Jedes einzelne dieser scheinbar lächerlichen Gesetze erfüllte für die Gesetzgeber zu der Zeit, als es Gesetz wurde, einen Sinn. Die „umwerfenden“ Gesetze entstanden nicht aus dem Nichts; sie stellten den Versuch eines Gesetzgebers dar, irgendein reelles Problem seiner Zeit zu umgehen oder zu lösen. Und damit Sie nicht auf die Idee kommen, dass Gesetzgeber gerne ihre Zeit damit verbringen, dumme Gesetze zu erfinden, möchte ich hier noch sagen, dass sie das wohl wegen der „umwerfenden“ Menschen wie du und ich tun müssen.

Als Eltern sollten wir ja wohl verstehen, wie so etwas zustande kommt. Unseren Kindern würden wir am liebsten ein ganz allgemeines Prinzip oder eine allgemeine Richtlinie vorgeben und dann darauf vertrauen, dass sie sie befolgen. Wir wünschten, beispielsweise, wir könnten zu unseren Kindern sagen: „Sei doch einfach zu einer vernünftigen Zeit wieder zu Hause.“ Das Problem dabei ist, dass die Kinder eine andere Auffassung von „vernünftig“ haben als wir; also müssen wir eine genaue Zeit angeben. Oder das Kind sagt: „Mama, kann ich nach nebenan zu Charlie spielen gehen?“ Wir sagen: „Nein, ich möchte nicht, dass du bei Charlie zu Hause mit ihm spielst.” Also geht das Kind nach nebenan und spielt mit Charlie draußen im Hof (um unsere Vorgaben einzuhalten) oder im Haus mit Charlies Bruder. Demzufolge lernen wir, die Regeln immer spezifischer zu formulieren, damit unsere Kinder auch das tun, was wir mit den Regeln beabsichtigt haben. Und je spezifischer wir die Regeln formulieren, umso dümmer erscheinen sie anderen.

Damit will ich nicht das Pharisäertum oder den Legalismus der Juden zur Zeit Jesu verteidigen. Viele von deren Gesetzen wären sehr schwer zu verteidigen. Trotzdem muss ich schon sagen, dass die meisten der Vorschriften, auf die ich jetzt gleich Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte, wahrscheinlich notwendig wurden, weil die Menschen nicht Willens waren, allgemeine Prinzipien zu befolgen. Dadurch waren die religiösen Führer gezwungen, immer detailliertere Regeln aufzustellen, bis sie schließlich aus Mücken geradezu unglaubliche Elefanten machten. Es folgen also einige der jüdischen Vorschriften aus der Zeit unseres Herrn:

Einige dieser detaillierten Vorschriften gehen wunderbar durch. Beispielsweise: ‚Ein Mann darf (am Sabbat) von einem anderen ein Fass Wein oder Öl borgen, vorausgesetzt dass er nicht zu ihm sagt: ‚Leihe es mir’ (Shab. 23:1)’. Leihen hätte eine Transaktion beinhaltet, und bei einer Transaktion musste man vielleicht etwas aufschreiben, und Schreiben war verboten. Oder aber: ‚Wenn ein Mann die Lampe (in der Sabbatnacht) auslöscht, weil er Angst vor den Heiden oder vor Dieben oder vor einem bösen Geist hat oder weil er einen Kranken zum Schlafen bringen will, so ist er nicht schuldig; (wenn er es aber in derAbsicht tut) um die Lampe zu schonen oder Öl zu sparen oder den Docht zu sparen, ist er schuldig’ (Shab. 2:5). Die Haltung gegenüber dem Heilen wird deutlich durch die merkwürdige Bestimmung, dass ein Mann nicht Essig auf seine Zähne tun darf, um seine Zahnschmerzen zu lindern. Im normalen Gang der Dinge darf er aber mit den Mahlzeiten Essig zu sich nehmen, und die Rabbis zogen den philosophischen Schluss: ‚Wenn er dadurch geheilt wird, ist er eben geheilt!’ (Shab. 14:4).218

Die Mischna sagt: ‚Wer am Sabbat Korn erntet, so viel wie eine Feige, der ist schuldig; und wer Ähren pflückt, der erntet.’ Körner aus den Ähren zu lösen war dreschen. Selbst auf dem Gras zu laufen war am Sabbat verboten, weil es ja eine Art Dreschen darstellte. An anderer Stelle sagt der Talmud: ‚Wenn eine Frau den Weizen rollt, um die Spelzen zu entfernen, bedeutet das, die Spreu vom Weizen zu trennen; wenn sie die Ähre reibt, ist es so gut, als dresche sie; wenn sie die seitlichen Anhängsel entfernt, ist es so gut wie die Frucht auszusieben; wenn sie sie in ihrer Hand hochwirft, ist es worfeln.’ (Jer. Shabt, S. 10a). Die Juden nahmen es mit dem Sabbat extrem und geradezu lächerlich genau. Ein jüdischer Seemann, der eines Freitags nach Sonnenuntergang in einen Sturm geriet, weigerte sich trotz Todesgefahr, das Ruder auch nur anzufassen. Tausende ließen sich in den Straßen von Jerusalem durch Antiochus Epiphanes dahinschlachten, anstatt am Sabbat zu ihrer Selbstverteidigung eine Waffe zu erheben! Für solche Puristen war die Handlung der Jünger eine krasse Entweihung des Sabbatgesetzes. Und das Schlimmste war, dass Jesus so etwas auch noch erlaubte und guthieß.219

In den obigen Zitaten bezieht sich J.W. Shepard auf die Sabbatgesetze zu Jesu Zeiten; aber man würde fehlgehen in der Annahme, dass sich mit der Zeit etwas zum Besseren geändert hat. Ein Freund lieh mir einmal ein Buch von Rav Jehoshua J. Neuwirth mit dem Titel ‚Shemirath Shabbath: A Guide to the Practical Observance of Shabbath’ [Sabbat-Gesetze: Leitfaden für die praktische Einhaltung des Sabbat]220. Dieses Buch (mein Freund weist mich darauf hin, dass es nur der erste Band ist) behandelt bis ins Detail die Interpretation und Anwendung der Sabbatvorschriften für den zeitgenössischen Judaismus. Im Vorwort zu seinem Werk schreibt der Autor: „Die Mischna (Chagiga: Kapitel 1, Mischna 8) vergleicht die Gesetze des Sabbat mit ‚Bergen, die an einem Haar aufgehängt sind’, indem eine Vielzahl von Vorschriften und Regeln, einschließlich der schwersten Strafen für den, der sie bricht, auf den allerentferntesten Hinweisen aufgebaut sind, die sich nur in einem Bibelvers finden lassen.“221

Der Autor erinnert uns ferner an die Bedeutung, die der Judaismus schon immer der Einhaltung des Sabbat beigemessen hat und noch immer beimisst:

Mögen wir doch den Vorzug genießen, durch die richtige Einhaltung des Sabbat die endgültige Erlösung Israels zu sehen. Rabbi Jochanan sagte im Namen von Rabbi Simon ben Jochai: „Wenn Israel nur zweimal den Sabbat richtig einhalten würde, würden sie sofort erlöst werden“ (Shabbath 118b). Bis zu diesem Zeitpunkt ist Gottes einziger Wohnort auf dieser Erde innerhalb der vier Wände der Halacha (Berachoth 8a).222

Das Buch enthält zahlreiche Anweisungen zur Einhaltung des Sabbats. Ich erwähne hier nur einige davon:

Kochen in praktisch jeder Form (Dünsten, Grillen, Backen, Braten etc.) ist am Sabbat verboten, besonders wenn dabei auf über 45°C (113° Fahrenheit) erhitzt wird.223

Wenn der Heißwasserhahn versehentlich aufgedreht gelassen wurde, darf er am Sabbat nicht zugedreht werden.224

Wenn Gas entweicht, kann man das Gas abdrehen, aber nicht auf die normale Art und Weise: Man muss den Schalter eines Gasbrenners mit dem Handrücken oder mit dem Ellbogen zudrehen.225

Die Essenszubereitung ist in großem Ausmaß von den Sabbatgesetzen betroffen. Man darf keine Zitrone in ein Glas Eistee auspressen, aber man kann Zitrone auf ein Stück Fisch auspressen.226

Im alttestamentarischen Gesetz wird gelehrt, dass man kein Feuer am Sabbat anmachen darf (vgl. Exodus 35:3). Die strenggläubigen Juden verstehen das so, dass damit auch das An- oder Ausschalten von elektrischem Licht am Sabbat verboten ist. Das Problem kann aber dadurch gelöst werden, dass man einen Timer benutzt, der diese Aufgabe automatisch erledigt.227

Ebenso darf ein Jude am Sabbat nicht die Klimaanlage anschalten, aber er könnte einen Nicht-Juden dazu bringen, das zu tun.228

Mit einem Stück Seife darf man am Sabbat nicht baden, aber flüssige Seife ist akzeptabel.229

Am interessantesten finde ich den Teil, der sich mit den „gefundenen Gegenständen“ beschäftigt (S. 233-235): Am Sabbat darf man keine Gegenstände transportieren. Das sollte die Händler davon abhalten, am Sabbat ihre Geschäfte zu machen. Das Gesetz wurde dann so weit verfeinert, dass man jetzt noch nicht einmal irgendetwas tragen darf, was man aus Versehen mitgenommen hat. Wenn man am Sabbat unterwegs ist und feststellt, dass man irgendetwas in der Tasche hat, gibt es mehrere Möglichkeiten, um den Sabbat nicht zu verletzen. Man kann den Gegenstand beispielsweise fallen lassen; aber nicht auf die normale oder übliche Weise (indem man ihn fasst, aus der Tasche nimmt und auf den Boden fallen lässt), sondern man kann seine Tasche umstülpen und den Gegenstand auf unnatürliche Weise – aber damit gesetzeskonform – loswerden. Wenn der Gegenstand wertvoll ist und man ihn nicht auf dem Boden liegen lassen möchte, kann man einen Nicht-Juden bitten, darauf aufzupassen. Alternativ könnte man den Gegenstand auch weitertragen, aber nicht auf die normale Art und Weise. Man darf ihn eine vorgeschriebene Strecke (etwas weniger als vier amoth) weit tragen, ihn dann ablegen, wieder aufnehmen, und so weiter. Alternativ könnte man ihn abwechselnd mit einem anderen Israeliten tragen, wobei jeder den Gegenstand immer nur die erlaubte Strecke weit trägt. Wo sich diese Vorgehensweise nicht empfiehlt, kann man den Gegenstand auf irgendeine unnatürliche Weise tragen, ihn zum Beispiel in den Schuh stecken, an sein Bein binden, oder ihn irgendwo zwischen die Kleidung und den Körper klemmen.

Die folgenden Regeln über das Arbeiten am Sabbat fügt Morris noch hinzu:

Mischna, Shab. 7:2 führt neununddreißig Arten von Arbeit an, die am Sabbat verboten sind. Die letzte davon ist „irgendetwas aus einem Bereich in einen anderen zu überführen“. Eine interessante Regelung sorgt dafür, dass, wenn jemand „einen lebenden Menschen auf einem Sofa überführt, er des Sofas wegen nicht schuldig wird, da das Sofa dabei sekundär ist“ (Shab. 10:5). Daraus folgt ganz klar, dass das Hinübertragen des ‚Sofas’ als solches eine Schuld wäre.230

Das alles erzähle ich Ihnen nicht zur Erheiterung, sondern als Vorbereitung auf die Themen, die sich beim Studium von Johannes, Kapitel 5, und auch noch später im Johannes-Evangelium ergeben werden. In Kapitel 5 findet eine entscheidende Veränderung statt. Bisher haben die Zeichen und Wunder vielleicht noch nicht alle überzeugt, aber sie haben eindeutig bewirkt, dass einige Menschen zum Glauben kamen. Als Jesus Wasser in Wein verwandelt, erkennen nur wenige, was geschehen ist, und nur von den Jüngern unseres Herrn wird gesagt, dass sie „glaubten“ (Johannes 2:11). Als unser Herr nach Jerusalem geht und den Tempel reinigt (Johannes 2:12-22), vollbringt Er eine Reihe von Zeichen, die dazu führen, dass einige „an seinen Namen glaubten“ (2:23-25). Und Nikodemus ist zumindest von den Zeichen beeindruckt, die Jesus vollbracht hat (3:2). Die Samariter brauchen dagegen kein Zeichen, sondern viele von ihnen glauben an Jesus, als sie Sein Wort hören (4:4ff.). Der königliche Beamte, der zu Jesus kommt, glaubt gezwungenermaßen dem Wort, das Jesus spricht, und das Wunder, das daraus resultiert, bewirkt dann, dass er gemeinsam mit seinem ganzen Haus zum Glauben kommt (4:43-54).

Wenn wir aber in das fünfte Kapitel des Johannes-Evangeliums kommen, rufen die Wunder unseres Herrn plötzlich eine intensive Opposition und Verfolgung hervor. Die Heilung des Mannes am Teich von Bethesda erzeugt eine so heftige Reaktion, dass die Juden danach umso entschlossener sind, Jesus zu töten. In Kapitel 6 speist Jesus die 5000 – aber nachdem Er diese Möchtegern-Jünger darüber aufklärt, dass sie an Seinen Opfertod glauben müssen, verlassen Ihn buchstäblich alle. In Kapitel 7 schicken die Juden Beamten aus, um Jesus verhaften zu lassen, als Er in Jerusalem erscheint. In Kapitel 8 wollen etliche Ihn gleich steinigen, als Er in einer lebhaften Diskussion mit den Juden die Äußerung tut: „Ehe Abraham ins Dasein kam, bin ich!“. Von Kapitel 5 an sind die Juden entschlossen, Jesus loszuwerden. Und je weiter die Zeit voranschreitet, umso tiefer wird ihre Abneigung gegen Jesus.

Wenn wir nun unser Studium des fünften Kapitels beginnen und dabei Zeuge der wunderbaren Werke unseres Herrn werden, die hier eine so heftige Reaktion hervorrufen, wollen wir doch genau hinhören und lernen, was Gott uns damit lehren will.

Die Szenerie
(5:1-15)

1 Etwas später war ein231 jüdisches Fest, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. 2 Nun gibt es in Jerusalem beim Schaftor einen Teich mit fünf überdachten Säulengängen, der auf aramäisch Bethesda heißt. 3 In diesen Säulengängen lagerte eine große Zahl von Kranken, Blinden, Verkrüppelten und Gelähmten [„die warteten darauf, dass sich das Wasser bewegte. 4 Denn ein Engel des Herrn kam zu bestimmten Zeiten herab und rührte das Wasser auf. Wer aber als Erster in das bewegte Wasser hineinstieg, der wurde geheilt, was immer auch sein Leiden war.“]

5 Es war dort auch ein Mann, dessen Behinderung schon achtunddreißig Jahre währte. 6 Als Jesus diesen Mann dort liegen sah und erkannte, dass er schon so lange Zeit krank war, sprach er zu ihm: „Willst du gesund werden?“ 7 Der Kranke antwortete ihm: „Herr, ich habe keinen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser aufgerührt wird. Und bis ich in das Wasser komme, ist schon ein anderer vor mir hinuntergegangen. 8 Jesus sprach zu ihm: „Steh auf! Nimm deine Bettstatt auf und gehe.“ 9 Sofort war der Mann geheilt, und er nahm sein Bettzeug auf und ging umher.

(An diesem Tag war aber der Sabbat.) 10 Daher sagten die jüdischen Beamten zu dem Geheilten: „Es ist dir am Sabbat nicht erlaubt, dein Bett zu tragen.“ 11 Er aber gab ihnen zur Antwort: „Der Mann, der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: ‚Nimm deine Bettstatt auf und geh.’“ 12 Da fragten sie ihn: „Wer war denn dieser Mann, der zu dir gesagt hat: ‚Nimm deine Bettstatt auf und geh.’?“ 13 Aber der Geheilte wusste nicht, wer es war; denn da an dem Ort sehr viele Menschen waren, war Jesus unbemerkt gegangen.

14 Später fand Jesus ihn beim Tempel und sprach zu ihm: „Sieh, du bist gesund geworden. Sündige nicht weiter, damit dir nichts Schlimmeres zustößt.“ 15 Der Mann ging fort und sagte den jüdischen Beamten, dass es Jesus gewesen war, der ihn geheilt hatte.

Wir wissen nicht, welches „Fest“ Jesus „hinauf nach Jerusalem“ (siehe Fußnote 16) führte. Offensichtlich war es Johannes nicht wichtig, uns das wissen zu lassen, denn diese Information würde nichts zum Verständnis dessen beitragen, was folgt. Früher gab es zudem beträchtliche Diskussionen über den Ort, an dem Jesus auf den behinderten Mann traf; das aber scheint heute recht sicher geklärt. William Hendriksen schreibt:

Nach vielem Rätselraten darüber, um welchen Teich es sich hier handelt, ist dessen Lokalisation schließlich zur Zufriedenheit der meisten Wissenschaftler festgestellt worden. Der Teich (oder eigentlich der Speicher, der diesen Teich bildete) wurde im Jahr 1888 bei der Wiederherstellung der Kirche St. Anne im nordöstlichen Teil von Jerusalem freigelegt. Ein verblasstes Fresko an der Wand stellt einen Engel dar, der das Wasser „aufwühlt“. Es scheint also, dass die frühe Kirche dieses Wasserbecken als Bethsatha angesehen hat. Zu Zeiten unseres Herrn hatte es fünf Porticos oder überdachte Kolonnaden, wo die Kranken vor jeglichem Wetter geschützt lagern konnten.232

Ein Heer von körperbehinderten Menschen versammelt sich um diesen Teich. Unter ihnen ist ein Mann, der schon seit 38 Jahren behindert ist. Wir wissen nicht genau, was ihm fehlt, aber offenbar kann er sich aufgrund seiner Erkrankung nicht fortbewegen, denn er würde fremde Hilfe benötigen, um in den Teich zu gelangen (Vers 7). Die große Frage ist: Was tun alle diese gebrechlichen Menschen am Teich von Bethesda?

Wer mich kennt, weiß, dass ich normalerweise nicht einfach bestimmte Passagen aus der Schrift abtue, nur weil sie in einer Reihe von hochangesehenen Handschriften nicht erscheinen.233 Obwohl beispielsweise umstritten ist, ob die Geschichte von der „ertappten Ehebrecherin“ in Kapitel 8 ursprünglicher Bestandteil der Schrift ist, bin ich durchaus geneigt, sie als solchen anzunehmen. Die fraglichen Verse in unserem Text hier scheinen allerdings wirklich nicht ursprünglich zu sein; sie wirken eher wie der spätere Versuch einer Erklärung für das, was der gebrechliche Mann in Vers 7 sagt. Meine Bedenken, ob das Ende von Vers 3 sowie der gesamte Vers 4 wirklich Teil des ursprünglichen Textes sind, will ich hier kurz zusammenfassen.234

Erstens fehlen diese Verse über einen Engel, der das Wasser des Teiches aufrührt, in den besten Handschriften. Keines der besten und ältesten Manuskripte enthält diese Worte, die dementsprechend auch nicht in der A.R.V überliefert werden. Andererseits zeigt bereits Tertullian (ca. 145-220 v.Chr.), dass er diese Textstelle kennt, denn er stellt fest:

„Ein Engel pflegte durch seine Einwirkung den Teich von Bethsaida in Bewegung zu setzen. Darauf gab Acht, wer über schlechte Gesundheit zu klagen hatte, denn wer immer dann als Erster in das Wasser hinabstieg, war des Klagens nach dem Bade enthoben“ (Über die Taufe, Kap. 5) 235

Zweitens ähneln die behaupteten „Wunderheilungen“ am Teich von Bethesda keiner der anderen Heilungen, die man in der Bibel findet. Denken Sie einmal darüber nach: Haben Sie je von einem derartigen Wunder in der Bibel gelesen, dass ein Engel irgendwie Wasser energetisiert und der Erste im Wasser anschließend geheilt wird? Wo liest man je, dass Engel an Heilungen beteiligt sind? Wasser wird zwar oft bei Heilungen benutzt, aber die entsprechenden Wunder sind immer spezifisch – und nicht unpersönlich. Naaman wurde vom Aussatz geheilt, als er Elisas Anweisung folgte und sieben Mal in den Jordan eintauchte (2. Könige5). Menschen werden individuell und spezifisch geheilt, und nicht nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Selbst im Fall der Bronzeschlange, auf die in Johannes 3 Bezug genommen wird, wird jeder geheilt, der zu der Schlange aufschaut. Mit diesem Wunder hier hat es etwas ganz absonderliches, ganz ungewöhnliches (darf ich sagen: „aufrührendes“?) auf sich. Heilt Gott wirklich jemanden, nur weil der als Erster mit Klauen und Ellbogen seinen Weg zum Teich freimacht?

Drittens war es nicht die Zeit für Wunder. Die 400 Jahre, die zwischen dem letzten Buch des Alten Testamentes und der Ankunft Christi liegen, waren eine Zeit der Stille. Soweit ich weiß, sprachen oder schrieben in dieser Zeit keine Propheten. Erst Jesus brach diese Stille. Johannes bahnte den Weg für Jesus, aber es wird ausdrücklich gesagt, dass er keine Wunder vollbrachte (Johannes 10:41). Warum sollten wir annehmen, dass es für die auf einen „das Wasser aufrührenden“ Engel wartenden Menschen am Teich „Wunder im Angebot“ gab, wenn es doch gar nicht die Zeit für Wunder war?

Viertens ist der gebrechliche Mann, dessen Worte in Vers 7 gar nicht zur Diskussion stehen, kein Mann des Glaubens, und daher sollten seine Bemerkungen über die angeblichen magischen Fähigkeiten des Teiches mit Vorsicht betrachtet werden. Ich bezweifle gar nicht, dass dieser Mann annahm, dass der Teich zu gewissen Zeiten Heillwirkung hatte, aber ich stelle ernsthaft infrage, dass das tatsächlich so war. Hören sie, was Carson dazu sagt:

Der Behinderte hing anscheinend dem populären Glauben an, dass nach dem Aufrühren des Wassers der Erste und nur der Erste im Teich auf wunderbare Weise geheilt würde. Andere mehr oder weniger mit Jesus zeitgenössische Quellen beinhalten keine weitere Bestätigung dieses Glaubens, aber ein entsprechender Aberglaube, sowohl im Altertum als auch in modernen Zeiten, findet sich leicht.236

Fünftens ist es ganz und gar nicht ungewöhnlich, dass sich Kranke um mineralhaltige Gewässer versammeln, denen heilende Kräfte zugesprochen werden.

Ganz allgemein gesagt, war es zu keiner Zeit etwas Ungewöhnliches, wenn Menschen, die von den verschiedensten Krankheiten betroffen waren, bei Mineralquellen zusammenkamen. Denken Sie nur an die Quellen in der Umgebung von Tiberias oder, in unserem eigenen Land, and die Wasser von Hot Springs, Arkansas, denen schon lange vor der Ankunft der Spanier heilende Wirkung zugesprochen wurden.237

Sechstens wundere ich mich darüber, warum Jesus diesen Mann fragen sollte, ob er gesund werden will – und noch mehr wundert mich die Antwort des Mannes. Warum fragt Jesus den Mann, ob er gesund werden will? Und warum antwortet der Mann nicht einfach mit „Ja“? Stattdessen scheint er sein „System“ dagegen verteidigen zu wollen, dass es ihm keine Heilung gewährt. Er macht andere für sein Scheitern verantwortlich, da ihm ja keiner in den Teich hilft und andere immer schneller sind als er. Anders als die Frau am Brunnen in Kapitel 4 oder selbst Nikodemus in Kapitel 3 scheint dieser Mann keine geistliche Erkenntnis zu haben, kein theologisches Wissen und definitiv keinen Glauben.238 Aus der nachfolgenden Einschätzung von Carson wird ersichtlich, dass er nicht viel von diesem Typen hält:

Er versucht, Schwierigkeiten mit den Behörden aus dem Weg zu gehen, indem er die Schuld auf den schiebt, der ihn geheilt hat (Vers 11); er ist so ungerührt, dass er zunächst noch nicht einmal den Namen seines Wohltäters in Erfahrung bringt (Vers 13), und nachdem er ihn schließlich herausgefunden hat, zeigt er Jesus bei den Behörden an (Vers 15). So gesehen, liest sich Vers 7 weniger wie eine angemessene und feinfühlige Antwort auf Jesu Frage als wie die mürrische Beschwerde eines alten und nicht sehr empfänglichen Mannes auf das hin, was er einfach für eine dumme Frage hält.239

Vielleicht hilft es, wenn ich meine Vorbehalte mit dem folgenden Vorschlag an Sie zusammenfasse: Sehen Sie sich die Wunderheilung durch das vom Engel aufgerührte Wasser doch einmal so an, wie sie in einem Film über diesen Lebensabschnitt unseres Herrn erscheinen würde. Um textgetreu zu sein, lassen wir eine sehr große Zahl von Kranken und Verletzten am Teich von Bethesda zusammenkommen. Jeder von ihnen ist hoffnungslos und unheilbar krank; man kann nichts mehr für sie tun. Alles, was sie selbst tun können, ist betteln und hoffen und beten, dass ein Wunder geschieht. Mit welcher Begeisterung würden sie all die Geschichten glauben, die über Wunderheilungen am Teich kursieren, selbst wenn sie selbst noch niemals wirklich jemanden geheilt gesehen hätten.

Plötzlich beginnt das Wasser des Teiches in irgendeiner Form zu schäumen oder zu blubbern oder zu brodeln und allgemeines Chaos bricht aus. Ein Mensch nur wird durch die „Bewegung“ des Wassers geheilt werden – derjenige, der als Erster im Teich ist. Jeder einzelne Gebrechliche dort am Teich konkurriert jetzt mit der gesamten Menge der anderen, die ebenfalls auf Heilung hoffen. Ob und wann das Wasser in Bewegung gerät, wagt keiner dem anderen zu sagen, denn der könnte ja dann den Teich vor ihm erreichen. Können Sie sich das Drängeln, Schieben und Treten vorstellen, wenn alle Kranken gleichzeitig versuchen, als Erste ins Wasser zu gelangen? Was für ein Mitleid erregender Anblick, all die Verkrüppelten, die kriechend, hüpfend, rollend, robbend den Weg zum Rand des Gewässers überwinden. Was für ein Chaos das wäre! Und selbst wenn dann ein Mensch geheilt würde, wäre es nicht derjenige, der die Heilung am nötigsten hat, denn derjenige mit der geringsten Behinderung hätte ja die größten Chancen, als Erster im Teich zu sein. Der Bedürftigste dagegen hätte die geringsten Chancen, zuerst ins Wasser zu gelangen. Also würde wahrscheinlich der am wenigsten Bedürftige geheilt werden, während sich alle anderen aus dem Wasser hinaus und zurück auf ihre „Posten“ kämpfen, um dort auf die nächste Chance zu warten. Was für ein Bild des Jammers!

Zweierlei Ansichten über dieses Wunder

Man kann die Heilung des Mannes am Teich von Bethesda auf vielerlei Weise verstehen. Ich möchte Ihnen zwei extreme Sichtweisen vorstellen – und Sie sind dann gefordert, sich für die eine oder die andere, oder für irgendeinen Mittelweg, zu entscheiden.

„Best Case“-Szenario

Bei der Betrachtung dieser Geschichte wollen wir in jedem Zweifelsfall für den gelähmten Mann entscheiden: Es kommt wirklich von Zeit zu Zeit ein Engel zum Teich und rührt ihn auf; und der Glückliche240, dem es gelingt, den gesamten Rest der Gebrechlichen auszumanövrieren, erlangt Heilung. Jesus kommt am Teich vorbei, Ihm fällt speziell dieser eine Typ auf, der wohl schon am längsten von allen erfolglos ist, und Er fragt ihn, ob er geheilt werden möchte. Der Mann sagt im Prinzip „Ja“. Jesus fordert ihn auf aufzustehen, seine Bettstatt aufzunehmen und zu gehen, und im Vertrauen auf Jesus tut der Mann das auch. Zufällig geschieht das am Sabbat. Der Geheilte wird sofort von „den Juden“ aufgehalten, die ihn darauf hinweisen, dass er das Gesetz bricht, wenn er am Sabbat sein Bett trägt. Er sagt ihnen, dass derjenige, der ihm befahl aufzustehen und zu gehen, ihm auch befohlen hat sein Bett mitzunehmen. (Was er meint ist: Wenn Er ihm befehlen konnte zu gehen – und er dann tatsächlich gehen konnte – kann es ja nur falsch sein, Ihm nicht zu gehorchen, wenn Er befiehlt, das Bett mitzunehmen.) Er sagt seinen Anklägern auch, dass er keine Gelegenheit hatte, den Namen Dessen herauszufinden, der ihn geheilt und ihm befohlen hat, das Bett zu tragen.

Der ehemalige Gelähmte macht sich auf den Weg zum Tempel, wo er Gott preist und ein Opfer darbringt. Während der Mann beim Tempel anbetet, findet ihn Jesus und mahnt ihn, nicht weiter zu sündigen, damit ihm nichts Schlimmes zustoße. Der Mann erkennt, dass es Jesus war, der ihn geheilt hat. Und er ist so dankbar für seine Heilung, dass er es nicht lassen kann, anderen davon zu erzählen. Als er den Juden erzählt, dass es Jesus war, der ihn geheilt hat, geht es ihm nur darum, Zeugnis abzulegen für seine Heilung und für das großartige Werk, das unser Herr vollbracht hat.

„Worst Case“-Szenario

Der Gelähmte ist einer von vielen körperbehinderten Menschen, die sich am Teich von Bethesda eingefunden haben. Das ist wahrscheinlich ein relativ bequemer Platz, wo man sowohl vor der Sonnenhitze als auch vor den kalten, beißenden Winterwinden geschützt ist. Es ist vielleicht auch ein guter Ort zum Betteln, denn es kommen immer viele Menschen zu dem Teich, genauso wie Jesus ja auch. Außerdem besagt der Volksglaube, dass von Zeit zu Zeit ein Engel dorthin kommt und das Wasser aufrührt, so dass der Erste, der daraufhin in den Teich gelangt, geheilt wird. Der Mann wartet am Teich und hofft auf eine solche Heilung.

Als Jesus zum Teich kommt, erregt der Gelähmte weder durch sein Betteln noch durch seine Gebete oder seine Frömmigkeit die Aufmerksamkeit unseres Herrn, sondern deshalb, weil unser Herr erkennt, dass dieser Mann schon 38 Jahre lang so leidet. Unser Herr wählt ihn aus und fragt ihn, ob er gesund werden möchte. Er fragt ihn nicht, ob er den Glauben hat, geheilt zu werden, denn in diesen Kategorien denkt der Mann ja überhaupt nicht. Er ist fixiert auf eine einzige Art von „Wunder“: auf das Wunder, dass es ihm gelingen würde, als Erster in das vom Engel aufgerührte Wasser zu gelangen. Er gesteht nicht ein – und wird auch nie eingestehen –, dass er durch sein System gar keine Heilung erlangen kann. Statt dessen sucht er Ausflüchte: Es ist ja nicht seine Schuld; keiner hilft ihm, in das aufgewühlte Wasser zu kommen; irgendjemand ist immer schneller auf dem Weg zum Teich als er. Wenn er irgendetwas von Jesus erhofft, dann dass Der neben ihm stehen bleibt, bis das Wasser wieder „aufgerührt wird“, und ihm dann schnell ins Wasser hilft.

Jesus diskutiert nicht mit dem Mann über seinen Aberglauben für die Heilung. Aber die Art und Weise, wie Er ihn heilt, steht schon in deutlichem Gegensatz zu dem System des Mannes: Der Mann muss auf „aufgewühltes Wasser“ warten. Jesus heilt ihn augenblicklich und ohne die Hilfe des Wassers. Der Mann ist Teil einer Menschenmenge, die alle darauf hoffen, durch eigene Anstrengung und Initiative (wenn auch vielleicht mit Unterstützung anderer) vor all den anderen Gebrechlichen ins Wasser zu gelangen und so durch eigene Anstrengung Heilung zu erlangen – nach dem Motto „Nur der Stärkste überlebt“ (oder vielmehr der Schnellste). Jesus heilt den Mann, ohne dass der Ihn auch nur selbst darum bitten muss. Auf die Anweisung unseres Herrn hin stellt sich der Mann auf seine eigenen Füße, nimmt seine Bettstatt auf und geht.241 Wie es scheint, kann er gar nicht anders als gehorchen. Das geschieht so, damit aus der Mobilisierung des Mannes nicht gleich eine große Szene entsteht, die die Aufmerksamkeit der gesamten Menschenmenge erregt. Und auf diese Weise „geht Jesus unbemerkt“ und ohne Hysterie unter den Massen von leidenden Menschen zu erzeugen, die sonst alle hätten geheilt werden wollen.

Während der Mann am Sabbat mit seiner Bettstatt unterwegs ist,242 wird er von den religiösen Führern der Juden angehalten. Sie interessieren sich eigentlich nicht für diesen Menschen – sie erkennen noch nicht einmal seine Heilung an, geschweige denn, dass sie sich vielleicht darüber freuen würden.243 Das einzige, was ihnen auffällt, ist, dass er „gegen die Regeln verstößt“ – gegen ihre Regeln.244 Der geheilte Gelähmte hat nun schon schrecklich schnell eine Entschuldigung bei der Hand: Es ist ja nicht seine Schuld, argumentiert er, er tut nur, was ihm aufgetragen wurde. Der, der ihn geheilt hat, hat ihm gesagt, er solle seine Bettstatt aufnehmen und gehen. Was hätte er da tun sollen? Und schon ist aus Dem, der ihn geheilt hat, Der geworden, der Schuld hat.

Die Juden verlangen nun zu wissen, wer genau dieser Mensch war, der ihm aufgetragen hat, seine Matte aufzuheben und zu gehen. Aber der Mann hat keine Ahnung. Bei all den vielen Menschen am Ort ist es Jesus gelungen, „unbemerkt zu gehen“245. Der Mann wäre niemals in der Lage gewesen, Jesus als den an seiner Heilung „Schuldigen“ zu identifizieren, wenn ihn unser Herr nicht Selbst – zum zweiten Mal – ausgesucht hätte. Diesmal findet Jesus den Mann im Tempel. So gerne, wie man möchte, dass dieser Mann „zum Licht kommt“, ist man fast geneigt, das als Zeichen für eine Art Glauben zu akzeptieren. Aber wenn der Mann gläubig geworden ist – warum erwähnt Johannes das dann nicht, so wie er es doch jedes Mal vorher getan hat? Schlimmer noch: Warum erzählt uns Johannes, dass der Mann anschließend die Juden aufsucht, um ihnen zu sagen, dass es Jesus ist, den sie suchen? Der Mann ist ein Judas – ein Verräter, der sich gegen Den wendet, der ihm nur Gutes getan hat.

Warum also sucht Jesus den Mann im Tempel auf? Und warum bin ich so sicher, dass der Mann dort nicht Gott preist und anbetet? Ich will Ihnen zuerst einmal eine Frage stellen: Gehen Sie davon aus, dass jemand allein dadurch, dass er in die Kirche – in irgendeine Kirche – geht, schon ein wahrer Glaubender ist und sich dort aufhält, um in Geist und Wahrheit anzubeten? Viele Menschen sind aus den falschen Gründen in der Kirche. Wie viele sind dann im Tempel, um dort Gott in Geist und Wahrheit anzubeten? Als Jesus zu einem früheren Zeitpunkt einmal in den Tempel ging, hielt Er es für notwendig, Menschen (und Vieh) aus dem Tempel zu treiben. Ist denn die Tatsache, dass sie sich im Tempel befanden, ein Beweis für ihre Frömmigkeit? Ich glaube nicht!

Jesus trifft den Mann im Tempel an. Ein weiteres Mal hat Er ihn ausgesucht. Jesus muss sich dessen bewusst sein, dass Er daraufhin bei den Behörden angezeigt werden und in große Schwierigkeiten geraten wird (genauso, wie Er wusste, dass der Mann schon lange und schwer gelitten hatte, als Er gerade ihn heilte – Vers 5:6). Aber obwohl Er das weiß, geht Jesus zu ihm hin und hat dabei nur Eines im Sinn: den Mann zu warnen, dass er „nicht weitersündigen“ soll, damit ihm nicht noch Schlimmeres zustößt.246

Mann könnte sagen, dass der Gelähmte 38 Jahre zuvor gesündigt hatte und dass seine Erkrankung Folge dieser Sünde war. Warum drängt Jesus dann diesen Mann offenbar, „nicht weiterzusündigen“, so als ob der immer noch sündigen würde?247 Mancher nimmt vielleicht naiverweise an, dass der Mann, da er ja behindert war, keine Möglichkeit zum Sündigen hatte. Aber es gibt immer noch die Sünde der Gedanken. Der Mann könnte eine Möglichkeit zur Sünde gefunden haben, zu der ihn gerade seine persönlichen Umstände befähigten (und verführten). Ich neige nämlich zu der Annahme, dass die Sünde dieses Mannes damit zu tun hatte, wie er die Genesung von seiner Krankheit anstrebte. Wer unter starken Beschwerden leitet, ist oft versucht, alles nur irgend mögliche zu unternehmen, um Linderung zu erlangen. Einige Menschen wenden sich beispielsweise dem Alkohol oder Drogen zu, um „Schmerzen zu lindern“, andere werden zu Sklaven anderer Süchte und Abhängigkeiten. Dieser Mann weiß vielleicht, dass sein „Heilmittel“ reiner Aberglaube ist und dass Gott es ebenso wenig gutheißt wie die Tatsache, dass Saul mit Hilfe eines Mediums Anleitungen für sein Handeln finden wollte (1. Samuel 28). Deshalb erscheint der Mann vielleicht so defensiv, als er Jesus erklären will, warum seine Methode nichts geholfen hat.. Ist das auch der Grund, warum Jesus ihn fragt, ob er wirklich geheilt werden will?

Soviel wissen wir sicher: Der Mann ist einer Sünde schuldig, die er noch nicht aufgegeben hat. Jesus heilt ihn trotzdem, aber Er kommt später noch einmal zurück, um dem Mann zu sagen, dass Er von dessen Sünde weiß und dass der Mann diese Sünde aufgeben oder aber mit noch schlimmeren Konsequenzen rechnen muss. Man findet keine Anzeichen für irgendwelche Reue, es ist keine Rede von Glauben und es gibt keinerlei Fragen darüber, wer Jesus denn ist oder was Er vorhat (wie bei der Samariterin). Wir erfahren nur, dass der Mann nach dieser Konfrontation hingeht und Jesus bei den Behörden verrät. Das ist fast zu schlimm um wahr zu sein. Vielleicht ist es deshalb so schwer zu akzeptieren.

Der Kampf beginnt
(5:16-18)

16 Daraufhin begannen die jüdischen Würdenträger Jesus zu verfolgen, weil er das an einem Sabbat getan hatte. 17 Da antwortete248 Jesus ihnen: „Mein Vater ist fortwährend am Werk, und auch ich bin am Werk.“ 18 Aus diesem Grunde waren die jüdischen Würdenträger nur umso mehr bestrebt, ihn zu töten; denn er brach nicht nur den Sabbat, sondern er nannte auch Gott seinen Vater und machte sich so Gott gleich.

Sehr schnell steht nicht mehr der Gelähmte im Blickpunkt, sondern Jesus. Sobald die Juden erfahren, dass es Jesus ist, der den Gelähmten geheilt hat, hören sie auf, den Geheilten zu plagen und fixieren ihre Aufmerksamkeit auf Jesus. Johannes sagt uns, dass sie „Ihn verfolgten“. Ursprünglich dachte ich, dass diese „Verfolgung“ ständiges Fragen, Widersprechen und Dazwischenreden beinhaltete, und natürlich auch den Versuch, unseren Herrn beim Volk in Misskredit zu bringen. Johannes aber sagt uns in Vers 18, dass sie von diesem Zeitpunkt an nur umso mehr bestrebt waren, ihn zu töten. Das bedeutet doch wohl, dass die erwähnte Verfolgung wirklich sehr heftig war.

In allen Evangelien taucht das Thema ‚Sabbat’ auf und wird zu einem nachhaltigen Streitpunkt zwischen Jesus und den Pharisäern. In der Einleitung zu dieser Lektion werden ja Beispiele dafür angeführt, wie extrem manche Juden die „Verteidigung“ des Sabbats betrieben. In jedem einzelnen der Evangelien wird Jesus beschuldigt, den Sabbat zu verletzen. Mit den Beispielen in den Synoptischen Evangelien werden wir uns in Kürze in einer späteren Folge dieser Reihe beschäftigen. Bei Johannes ist die Sabbat-Kontroverse in Kapitel 5 eigentlich nur sehr kurzlebig, wird aber in Kapitel 7 (Vers 22-23) und 9 (Vers 16) noch einmal aufgenommen. Hier im fünften Kapitel taucht das Thema ‚Sabbat’ zwar auf, aber die Erwiderung unseres Herrn auf die Anschuldigung, Er verletze die Sabbatgesetze, ruft eine ungleich größere Beunruhigung bei den Juden hervor – indem Er nämlich behauptet, Eins mit Gott zu sein. Mit Seinen nachfolgenden Worten konzentriert sich unser Herr auf dieses wichtigere Thema statt auf den Bruch der Sabbatgesetze.

Die Antwort unseres Herrn auf die Sabbat-Frage ist im Johannes-Evangelium einzigartig. Zwar wird von den Juden ebendiese Anklage des Sabbat-Bruchs in gleicher Weise auch in allen anderen Evangelien vorgebracht, aber die Antwort unseres Herrn ist dort ganz anders als Seine Verteidigung hier im Johannes-Evangelium. Hier verteidigt Jesus Seine Handlungen durch den Hinweis, dass Er dasselbe tut wie Sein Vater, wenn Er am Sabbat arbeitet. Sie erinnern sich: Die Einhaltung des Sabbats steht im Vierten Gebot, aber geschichtlich basiert der Sabbat auf der Vorgehenweise Gottes bei der Schöpfung:

8 Gedenke des Sabbat-Tages und halte ihn heilig. 9 Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeiten erledigen, 10 aber der siebte Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. An ihm sollst du nicht arbeiten: du nicht und auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh oder der Fremde, der sich innerhalb deiner Tore aufhält. 11 Denn in sechs Tagen hat der Herr die Himmel gemacht und die Erde, das Meer und alles, was darin ist; und am siebten Tag ruhte er. Darum segnete derHerr den Sabbat-Tag und heiligte ihn“ (Exodus 20:8-11; NKJV)

Der Sabbat ist das „Zeichen des Mosaischen Bundes“, daher ist die Verletzung des Sabbats ein todeswürdiges Vergehen (Exodus 31:14-17, 35:2-3; Numeri 15:32-36). Das Vierte Gebot fordert, dass das Volk Gottes Gott nachahmt, der am siebten Tag der Schöpfung „ruhte“. Die Logik ist ganz einfach: Gott ruhte am siebten Tag, und genauso muss es der Mensch tun. Aber Jesus zeigt uns die Sache aus einem anderen Blickwinkel. Er argumentiert, dass Gott ständig am Werk ist, selbst am Sabbat. Und da Gott ohne Unterbrechung wirkt, wirkt auch der Sohn und kann damit nicht während des Sabbats aufhören.

Nicht nur diese Logik irritiert die Juden, sondern auch, wie Jesus Sein Verhältnis zu Gott charakterisiert. Jesus sagt nicht „Unser Vater ist fortwährend am Werk, und auch ich bin am Werk.“ Er sagt: Mein Vater ist fortwährend am Werk, und auch ich bin am Werk.“249 Die Schlussfolgerung ist ganz klar: Jesus behauptet, dass Gott Sein Vater ist; Er behauptet, Gott zu sein. Wenn der Anspruch unseres Herrn richtig ist, können und dürfen die jüdischen Autoritäten den Sohn Gottes nicht daran hindern, am Sabbat zu wirken.

In welchem Sinne ist Gott „am Werk“? Natürlich ist Gott in einem ganz allgemeinen Sinn am Werk, indem Er Seine Schöpfung unterhält und Seine Pläne und Absichten zur Verwirklichung bringt:

„Und wir wissen, dass Gott alles zum Guten zusammenwirken lässt für die, die Gott lieben, für die, die nach Seinem Vorsatz berufen sind“ (Römer 8:28; NASB).

In einem besonderen Sinn ist Gott seit der Schöpfung „am Werk“ und bewirkt die Rettung für gefallene Menschen. Normale Menschen können zu diesem „Werk“ nichts beitragen; es ist Gottes Werk. Daher sollten die Menschen am Sabbat ruhen. Da aber Jesus Gott ist, muss Er, als Gott, am Werk Seines Vaters arbeiten. Ein Bestandteil dieses Erlösungswerkes ist die Heilung von Kranken (siehe Lukas 4:16-21; Johannes 11:2-6)250. Die Juden sind also im Unrecht, wenn sie Jesus wegen der Heilung eines Menschen am Sabbat verurteilen.

Die Juden verstehen durchaus die Bedeutung dessen, was unser Herr sagt. Beachten Sie, dass Johannes hier nicht sagt: Die Juden wollen Jesus von nun an töten. Er sagt: „Aus diesem Grunde waren die jüdischen Würdenträger nur umso mehr bestrebt, ihn zu töten (Vers 18). Diese Juden sind also zuvor schon überzeugt davon, dass Jesus getötet werden muss. Das beschriebene Ereignis, und vor allem die Worte unseres Herrn, sind ihnen weitere Motivation, Ihn so bald wie nur möglich zu Tode zu bringen. Sie beschließen nun, ihre Anstrengungen diesbezüglich zu verdoppeln, denn Er verletzt nicht nur den Sabbat (was allein schon eine todeswürdige Sünde darstellt), sondern Er stellt Sich auch noch Gott gleich.

Schlussfolgerung

Es geht hier nicht um das entscheidende Ereignis, das die Juden zu der Überzeugung bringt, dass Jesus sterben muss. Diese Entscheidung ist schon früher gefallen – bei einer Gelegenheit, die Johannes nicht in sein Evangelium aufgenommen hat. Er führt das Thema ‚Opposition’ hier mit der Geschichte von der Heilung des Gelähmten ein. Die Feindschaft setzt sich dann bis zum Ende des Evangeliums fort und findet ihren Höhepunkt auf Golgatha.

Die drei Kapitel dieses Abschnitts, Johannes 5-7, berichten darüber, wie sich die Einstellung gegenüber Jesus von bloßer Reserviertheit und Zögerlichkeit hin zu unverblümter und manchmal offizieller Gegnerschaft verlagert. Den ersten Streitpunkt bildet der Sabbat (5:9ff.); aber er wird schnell ersetzt durch ein fundamentales christologisches Thema, das sich aus der Diskussion um den Sabbat ergibt (5:16-18), und dieses wiederum führt zu einem längeren Diskurs über Jesu Verhältnis zum Vater und über die Schriften, die Zeugnis über ihn ablegen (5:19-47). Wenn auch die Wunder in Kapitel 6 oberflächlichen Beifall hervorrufen (6:14-15,26), so kann diese Loyalität doch nicht Jesu Lehren standhalten: Selbst von seinen Jüngern verlassen ihn viele (6:66). In Kapitel 7 wird Jesus dann angeklagt, von bösen Geistern besessen zu sein (7:20); und während die Verwirrung der Massen zunimmt, will ihn die Behörde festnehmen lassen (7:30), dies jedoch ohne Erfolg (7:45-52). Inmitten des ständig lauter werdenden Protestes zeigt sich Jesus immer mehr als der gehorsame Sohn Gottes, seines Vaters (5:19ff.), als das Brot des Lebens, das wahre Manna, das alleine der Welt Leben geben kann (6:51), als der, der alleine den durststillenden Trank des Geistes gewähren kann (7:37-39).251

Das Ereignis in Johannes 5 bewirkt zweierlei Dinge. Erstens enthüllt es die Bosheit der ungläubigen Juden, insbesondere der ungläubigen religiösen Führer der Juden. Der Text beschreibt einen Mann, der 38 Jahre lang behindert war. Jesus sieht ihn und hat Mitleid mit ihm, nicht weil er so fromm wäre, sondern weil er schon so lange gelitten hat. Jesus heilt den Mann und fordert dafür noch nicht einmal seinen Glauben. Jesus sucht den Mann dann noch einmal auf und mahnt ihn, nicht mehr zu sündigen. Und was tut dieser Mann? Er teilt den religiösen Führern der Juden Jesu Identität mit. Sofern er weiß, dass die Juden bereits den Entschluss gefasst haben, Jesus zu töten (wie es uns Johannes in seinem Text mitteilt), liefert er Jesus damit dem Tod aus.

Die jüdischen Führer geben sich infolge des gnädigen Wunders unseres Herrn als das zu erkennen, was sie sind. Sie glauben Gott zu lieben, und ihre Mitmenschen auch, und so dem Gesetz des Moses zu gehorchen. Sie halten sich für fromm und erwarten die ersten zu sein, die in das Reich Gottes hineinkommen. Ja, sie erwarten für sich sogar eine wichtige Führungsrolle in diesem Königreich. Aber als Jesus in die Stadt kommt und einen Gelähmten heilt, ist ihre einzige Sorge, dass der Geheilte (mit seiner Matte unter dem Arm) „dem Gesetz zuwider läuft“. Sie scheinen kaum zu bemerken (oder es kümmert sie nicht), dass der Mann eben „läuft“ – der Gelähmte ist geheilt! Und weil Jesus ein solches Wunder vollbracht hat, beginnen sie dann den Sohn Gottes zu verfolgen.252 Als Jesus darauf hinweist, dass Er genau das ist, verdoppeln sie noch ihre Anstrengungen, Ihn zu töten. Die menschliche Bosheit kann einen doch immer wieder erstaunen!

Das Zweite, was das Ereignis im Johannes-Evangelium bewirkt, ist, dass es Jesus Gelegenheit gibt, ganz deutlich (und in diesem Evangelium schon sehr früh) zu sagen, wer Er eigentlich ist. Ich habe schon oft die Redensart gehört: „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ Jesus sagt den jüdischen Würdenträgern, wer Er ist – und das gefällt ihnen gar nicht.

Dabei ist das, liebe Freunde, das Wichtigste von allem. Ausschlaggebend ist genau das: wer Jesus ist. Manchmal wird aus Dummheit oder Unwissenheit gesagt, dass Jesus nie behauptet habe, Gott zu sein. Wer das sagt, hat die Evangelien wohl nicht richtig gelesen, und das Johannes-Evangelium wahrscheinlich überhaupt nicht! Johannes sagt uns, dass Jesus Gott ist (Johannes 1). Er sagt uns jetzt auch, dass Jesus beansprucht, Gott zu sein (Kapitel 5 – ganz zu schweigen von Kapitel 3 und 4). Und er sagt uns weiter, dass die Juden eben diesen Anspruch, Gott zu sein, als Rechtfertigung für ihren Entschluss benutzten, Jesus töten zu wollen.

Es ist also ganz klar: Johannes weist Jesus als Gott aus, der zur Erde herabgekommen ist und menschliche Fleischlichkeit angenommen hat. Ebenso klar ist: Jesus erklärt, dass Er Gott ist und vom Vater im Himmel herabgekommen. Außerdem ist klar, dass auch die Juden Seine Aussage so verstehen. Die Frage ist nicht, ob unser Herr behauptet, Gott zu sein. Auch nicht, ob Seine Feinde denken, dass Er beansprucht, Gott zu sein. Die Frage ist, ob unser Herr Der ist, der Er zu sein beansprucht.

Wenn Jesus Der wäre, der Er zu sein beansprucht, dann dürfte man erwarten, dass Er Gewalt über Krankheit und Dämonen, ja selbst über den Tod hat. Die Zeichen, die Er vollbringt, zeigen, dass es tatsächlich so ist. Wenn Er der Sohn Gottes ist, dann besitzt Er auch die Autorität, in Gottes Namen, ja als Gott zu handeln – am Sabbat zu heilen, Sünden zu vergeben oder den Tempel zu reinigen. Alles, was unser Herr sagt und tut, hängt in der Tat einzig und allein von dieser Frage ab: Ist Jesus Der, der Er zu sein beansprucht? Wenn Er es ist, dann müssen wir Sein Wort als Gottes eigenes Wort annehmen. Wir müssen uns auf Ihn werfen, um die Vergebung unserer Sünden und das Geschenk des ewigen Lebens zu erhalten. Mit den Worten von Johannes gesagt: Wir müssen „glauben“ und in Seinem Namen Leben haben (20:31).

Die wichtigste Antwort, die du je geben wirst, ist die Antwort auf die Frage: „Wer ist Jesus Christus?“ Johannes beantwortet diese Frage eindeutig: Jesus Christus ist der Sohn Gottes, der für Gott und als Gott spricht und handelt. Jesus Christus ist das „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt“. Er ist der Einzige, durch den deine Sünden vergeben werden können, der einzige Weg in den Himmel (Johannes 14:6). Glaubst du das? Johannes schrieb sein Evangelium, um dich von dieser Wahrheit zu überzeugen (20:31). An Ihn zu glauben, ist der einzige Weg, der in den Himmel führt. Ihn zurückzuweisen bedeutet, für die Hölle bestimmt zu bleiben. So einfach ist das. Das sind nicht meine Worte, es sind Seine Worte, und du musst entscheiden, ob du Ihm glaubst oder nicht. Seine Worte werden nicht dadurch wahr, dass du sie glaubst – genauso wenig, wie sie durch Unglauben falsch werden. Du solltest ihnen Glauben schenken, weil sie wahr sind, weil sie von dem Sohn Gottes gesprochen sind. Sie zu glauben bringt dir Rettung, sie zurückzuweisen zeigt, dass du ewiger Verdammnis (der Hölle) wert bist.

Es hat schon seine Bedeutung, wenn Johannes dieses Wunder als ein weiteres Zeichen dafür auswählt, dass Jesus der Messias ist. Denken Sie an die Worte des Propheten Jesaja und vergleichen Sie sie nicht nur mit der Geschichte von der Heilung des gelähmten hier in unserem Text, sondern auch mit der Heilung des Lahmen in Apostelgeschichte 3:

4 Sagt zu denen, die ängstlichen Herzens sind: / „Seid stark, fürchtet euch nicht! / Seht, euer Gott wird kommen zur Rache, / Gott, der vergilt; Er wird kommen und euch retten.“ 5 Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, / Und die Ohren der Tauben werden aufgetan. 6 Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, / Und die Zunge der Stummen wird singen. Denn Wasser werden im Ödland hervorbrechen / Und Ströme in der Wüste (Jesaja 35:4-6, NKJV)

1 Petrus und Johannes gingen nun zur Gebetszeit hinauf zum Tempel, um drei Uhr am Nachmittag. 2 Und ein Mann, der von Geburt an lahm war, wurde heraufgetragen; der wurde jeden Tag an dem Tempeltor hingesetzt, das das ‚Schöne Tor’ genannt wird, damit er dort von denen, die in den Tempelhof gingen, Almosen erbitten konnte. 3 Als er nun sah, wie Petrus und Johannes in den Tempelhof gehen wollten, bat er um ein Almosen. 4 Petrus sah ihn an (und auch Johannes) und sagte: „Sieh uns an!“ 5 Da richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie und erwartete, dass er etwas von ihnen bekommen würde. 6 Aber Petrus sagte: „Gold und Silber habe ich nicht; doch was ich habe, gebe ich dir. Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und gehe!“ 7 Dann nahm Petrus ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf, und augenblicklich wurden die Füße und Knöchel des Mannes fest. 8 Er sprang auf, konnte stehen und gehen, und er betrat den Tempelhof mit ihnen, ging und sprang umher und pries Gott. 9 Und alle Leute sahen ihn umhergehen und Gott preisen; 10 und sie erkannten ihn als den Mann, der immer am Schönen Tor des Tempels gesessen und um Gaben gebeten hatte, und waren voll Erstaunen und Verwunderung über das, was ihm widerfahren war (Apostelgeschichte 3:1-10).

Unser Text enthält noch einige weitere Lektionen für uns, die ich hier kurz anführen möchte.

Man kommt gar nicht umhin zu bemerken, dass gerade diejenigen sich hier am meisten im Irrtum befinden, die am festesten davon überzeugt sind, im Recht zu sein. Im Recht sein wollen oder glauben, im Recht zu sein, ist nicht dasselbe wie tatsächlich im Recht sein. Kaum ein Unrecht ist so groß wie das, Schlechtes zu tun und dabei zu behaupten, dass man Gutes tut.

„Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, / Die Finsternis für Licht und Licht für Finsternis hinstellen, / Die bitter für süß und süß für bitter ausgeben!“ (Jesaja 5:20, NKJV)

Und die, die Schlechtes tun im Namen des Guten sind es auch, die Jesus schlecht nennen, weil Er Recht hat und tut, was recht ist.

Wenn man tut, was recht ist, führt das nicht unbedingt immer zu gerechten oder anerkennenden Reaktionen. Zu tun, was recht ist, ist immer richtig. Zu tun, was recht ist, mag auch sehr wohl vorteilhafte Reaktionen hervorrufen. Aber wir müssen andererseits daran denken, was Jesus gesagt hat: Wenn die Menschen Ihn ablehnten und verfolgten, werden sie dasselbe natürlich auch mit uns machen. Wenn die gute Tat unseres Herrn zum Verrat vonseiten des Empfängers der übernatürlichen Heilung und zur Verfolgung vonseiten der religiösen Führer der Juden führte, müssen wir damit rechnen, dass auch unsere guten Taten unerfreuliche Reaktionen hervorrufen können.

18 „Wenn euch die Welt hasst, so seid euch dessen bewusst, dass sie mich vor euch gehasst hat. 19 Wenn ihr zur Welt gehörtet, so würde die Welt euch als das Ihre lieben. Da ihr aber nicht zur Welt gehört, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, hasst euch die Welt. 20 Denkt daran, was ich euch gesagt habe: ‚Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr.’ Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie an meinem Wort festgehalten, so werden sie auch an eurem Wort festhalten. 21 Aber das alles werden sie euch um meines Namens Willen antun, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat. 22 Wenn ich nicht gekommen wäre und nicht zu ihnen gesprochen hätte, wären sie nicht der Sünde schuldig. So aber haben sie keine Entschuldigung mehr für ihre Sünde. 23 Wer mich hasst, der hasst auch meinen Vater. 24 Wenn ich nicht unter ihnen die wunderbaren Werke getan hätte, die kein anderer sonst getan hat, wären sie nicht der Sünde schuldig. Doch nun haben sie die Taten gesehen und hassen sowohl mich als auch meinen Vater. 25 Das aber geschah, damit das Wort erfüllt wird, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: ‚Sie hassten mich ohne Grund’“ (Johannes 15:18-25).

Diese Textstelle erinnert uns daran, wie „schwach“ Zeichen und Wunder doch sind und wie mächtig Gottes Wort. Zeichen und Wunder bewirken nicht unbedingt Glauben, und der Glaube, den sie hervorrufen, ist an und für sich zweitklassig (2:23-25). Hier bewirkt das Wunder, das Jesus vollbringt, noch nicht einmal Glauben bei dem, der dadurch geheilt wurde. Der Gelähmte verrät unseren Herrn und denunziert Ihn bei der Behörde. Zeichen und Wunder sind so etwas wie illegale „Drogen“ – sie rufen zu Beginn vielleicht spektakuläre Effekte hervor, aber mit zunehmender Zeit verlangt man dann immer mehr davon: Zeichen und Wunder zeigen einen Gewöhnungseffekt. Sie sind nicht schlecht, denn Johannes benutzt sie in seinem Evangelium ja, um seine Leser davon zu überzeugen, dass Jesus der Messias ist, damit Männer und Frauen zum Glauben an Seinen Namen kommen und das Geschenk des ewigen Lebens erhalten.

Während durch Zeichen immer weniger Menschen zu Heiligen werden, bleibt das Wort unseres Herrn mächtig. Jesus braucht kein vom Engel aufgerührtes Wasser am Teich von Bethesda, um den Gelähmten zu heilen. Er braucht noch nicht einmal den Glauben des kranken Mannes. Erforderlich ist allein Sein Wort. Auf Seinen Befehl hin steht der Mann, der seit 38 Jahren behindert ist, auf und kann gehen – und er kann nicht nur gehen, sondern dabei auch noch seine Bettstatt tragen. Er, der Das Wort ist, der Logos, der die Welt mit einem Wort erschuf, heilt auch mit nichts als einem Wort. Wir sollten also Seine Worte befolgen, denn sie sind Geist und Leben (Johannes 6:63).

Schließlich bekommen wir in unserem Text ein schönes Beispiel für die souveräne Gnade zu sehen. Gottes Gnade ist unverdiente Gunst, unverdiente Güte. Weil sie Gnade ist und nicht verdient werden kann, muss sie souverän verliehen werden. Gnade wird einem Menschen also nicht für das zuteil, was er ist oder was er getan hat. Gnade wird nicht denen gegeben, die ihrer wert sind, und denen verweigert, die ihrer nicht wert sind. Ein Mensch ist niemals der Gnade würdig, die Gott ihm zuteil werden lässt. Nun da wir wissen, was wir wissen – wer von uns hätte denn gerade diesen Kerl zur Heilung ausgewählt statt irgendeines anderen Menschen? Jesus kennt den Mann so gut wie die Frau am Brunnen, und Er heilt ihn. Er kennt die Sünde des Mannes, an der er bis zu seiner Heilung und sogar noch darüber hinaus festhält. Jesus weiß, dass der Mann Ihn bei den Behörden denunzieren wird, die entschlossen sind, Ihn zu töten. Dieser Mann empfängt Gottes Gnade nicht aufgrund dessen, wer er ist, sondern allein aufgrund der Freundlichkeit unseres Herrn. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir doch rasch zugeben, dass auch wir unwürdige Empfänger Seiner Gnade, unserer Errettung sind.

Gehen wir noch einen Schritt weiter: Beachten Sie, dass unser Herr diesem leidenden Mann dient, obwohl Er weiß, dass der nicht zum Glauben kommen wird. Jesus dient einem Mann, der nicht errettet werden wird. Jesus dient nicht nur, um zu erretten; das heißt, Er dient nicht nur denen, die Errettung erlangen werden. Er dient, weil Er ist, der Er ist; nicht weil diejenigen, denen Er dient, es verdienen. Lassen Sie uns also immer Sorge dafür tragen, dass wir nicht den Menschen nur in der Annahme dienen, dass sie errettet werden. Sie werden vielleicht gar nicht errettet, egal, wie sehr wir ihnen dienen. Wie unser Herr dienen wir aus den Tiefen der Liebe für den Anderen, die Gott uns gegeben hat – egal, ob diese Liebe durch die, denen wir dienen, erwidert oder belohnt wird.

Addendum:
Eine wichtige Frage

Erlauben Sie mir, eine Frage zur Sprache zu bringen, die Sie sich vielleicht schon selbst gestellt haben: „Warum heilt Jesus nicht auch die anderen Leidenden am Teich von Bethesda? Wenn Jesus dazu in der Lage ist (und das ist Er gewiss) – warum heilt Er an diesem Tag nicht alle Menschen an dem Teich?“ Meine erste, „flapsige“ Antwort darauf wäre, dass Jesus den Aposteln noch ein paar Kranke übrig lässt, damit sie die nach Seiner Auferstehung und Himmelfahrt heilen. Da ist beispielsweise der verkrüppelte Mann in Apostelgeschichte 3, den Petrus und Johannes auf dem Weg zum Tempel heilen. Das ist aber keine zufriedenstellende Antwort. Lassen Sie uns diesen Punkt also noch etwas weiter verfolgen.

Erstens muss ich Sie darauf hinweisen, dass diese Frage nicht rein akademischer Natur ist. Jesus ist immer noch in der Lage, jeden kranken Menschen zu heilen. Gott heilt heutzutage immer noch, aber nur wenige und nicht alle. Die Antwort auf die oben gestellte Frage ist also auch eine Antwort an diejenigen, die sich wünschen, dass Gott heute noch alle Kranken heilen würde.

Zweitens: Heilung ist eine Manifestation von Gottes souveräner Gnade. Niemand verdient es, geheilt zu werden; also hat auch keiner das Recht, sich zu beschweren, wenn Gott ihn nicht heilt. Wir haben ebensowenig das Recht, uns über eine ausbleibende Heilung zu beschweren, wie wir uns darüber beschweren können, dass wir keine Millionäre sind. Insofern die Gnade unverdient und souverän von Gott verliehen wird, ist Gott frei ist, die zu heilen, die Er heilt, und die anderen nicht zu heilen.

Drittens: Es ist ganz falsch zu denken, dass jemand, der nicht von Gott geheilt wird, damit unbedingt von Gottes Gnade ausgeschlossen worden ist. Verstehen Sie mich also nicht so, dass die, die Gott heilt, Seine Gnade erlangen, und denen, die nicht geheilt werden, Seine Gnade versagt wird. Gott kann sehr wohl Seine Gnade auch durch körperliches Leiden manifestieren. Körperliches Leiden kann es beispielsweise sein, wodurch Gott einen Menschen zu Sich zieht. Wieviele gesunde Menschen wandten sich denn an Jesus, um Gnade zu erlangen? Aber Gott kann auch körperliches Leiden dazu benutzen, um im Leben eines Christen geistliche Vertiefung und Wachstum zu erreichen, damit man so zu einem Segen für andere wird (siehe 2. Korinther 1:3-11).

Viertens: Lassen Sie uns einen Text betrachten, der unmittelbar mit unserer Frage zu tun hat:

29 Gleich nachdem sie die Synagoge verlassen hatten, gingen sie mit Jakobus und Johannes zum Haus von Simon und Andreas. 30 Simons Schwiegermutter lag fiebernd darnieder, und daher erzählten sie Jesus sogleich von ihr. 31 Er kam, fasste sie bei der Hand und richtete sie auf. Da verließ sie das Fieber, und sie begann sie zu bedienen. 32 Am Abend, nach Sonnenuntergang, brachte man alle zu ihm, die krank oder von Dämonen besessen waren. 33 Die ganze Stadt versammelte sich an der Tür. 34 Und er heilte viele, die an den verschiedensten Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Aber er erlaubte den Dämonen nicht zu sprechen, denn sie wussten, wer er war. 35 Am frühen Morgen, als es noch dunkel war, stand Jesus dann auf, ging hinaus an einen verlassenen Ort und betete dort. 36 Simon und die, die bei ihm waren, suchten nach ihm. 37 Als sie ihn fanden, sagten sie: „Jedermann sucht dich.“ 38 Er antwortete: “Lasst uns anderswohin gehen, in die umliegenden Orte, damit ich dort auch predigen kann. Denn zu diesem Zweck bin ich gekommen.“ 39 Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in ihren Synagogen und trieb Dämonen aus (Markus 1:29-39).

Für unseren Herrn zieht eine Heilung zahlreiche weitere Heilungen nach sich. Jesus heilt die Schwiegermutter von Simon Petrus. Die Nachricht davon macht die Runde, und am Abend findet sich eine ganze Menge kranker Menschen vor der Tür ein. Jesus heilt gnädig alle, die gekommen sind. Am Morgen hat sich eine noch größere Menge versammelt, aber Jesus ist nirgendwo zu finden. Simon und seine Begleiter machen sich auf, Jesus zu suchen, und finden Ihn betend. Was Simon dann sagt, klingt (frei widergegeben) fast wie ein Tadel: „Herr, wo bist du die ganze Zeit gewesen! Warum bist du hier draußen und betest, wo doch daheim im Haus meiner Schwiegermutter eine Haufen Menschen auf dich wartet. Packen wir’s an – die Arbeit ruft!“

Sind Jesus diese kranken Menschen egal? Natürlich nicht. Aber Er weiß genau, dass das ein unendliches Problem ist: Je mehr Menschen Er heilt, umso mehr werden zu Ihm kommen, um geheilt zu werden. Und je mehr zu Ihm kommen, umso mehr Zeit wird Er mit Heilungen verbringen. Jesus weiß, was Sein Auftrag ist: Er ist nicht in erster Linie beauftragt zu heilen, sondern die gute Nachricht des Evangeliums zu verkünden. An Wichtigkeit rangiert Sein Dienst als Heiler erst an zweiter Stelle. Er stellt eine Beglaubigung für Seinen Dienst und Seine Botschaft dar. Er unterscheidet Jesus von anderen Lehrern. Hier ist ein Mensch, der „mit Autorität lehrt“, indem Er nicht nur über Gottes Gnade spricht, sondern sie gleichzeitig auch demonstriert! An seinem Auftrag liegt es, dass Jesus selektiv heilt. Außerdem heilt er auch selektiv, weil nicht die Krankheit das primäre Problem des Menschen ist, sondern die Sünde. In vielen Fällen sind die Gebrechen der Menschen das Mittel Gottes, um sie zum Glauben zu bringen.

Kranke zu heilen, ist für unseren Herrn eine “verlockende” Sache. Unsere Krankheiten und unser Leiden sind ihm nicht gleichgültig, und Er ist immer von Mitleid erfüllt für die Leidenden. Außerdem ist Heilen ein Leichtes für Ihn. Er wird nicht so sehr für Seine Heilungen als für Seine Lehren angegriffen, abgelehnt und sogar gekreuzigt. Heilen würde Jesus zu schnell zu populär machen und so Seinem Auftrag zuwiderlaufen, dass Er die Wahrheit verkündigt – und am Ende sogar am Kreuz von Golgatha stirbt, um Versöhnung für die Sünden der Menschen zu erlangen. Jesu Absicht ist es nicht, jeden zu heilen, der krank ist, denn nicht dazu ist Er primär aufgerufen. Und es kann hinderlich für Sein vordringliches Ziel werden, die gute Botschaft des Evangeliums zu verkünden.

Noch eine abschließende Bemerkung: Jesus heilt nicht alle, die krank sind, weil Sein Dienst darin besteht, uns eine viel tiefere und viel dauerhaftere Heilung – die von unseren Sünden – zu bringen:

Ich sagte: „Herr, sei mir gnädig. / Heile meine Seele, denn ich habe gegen Dich gesündigt“ (Psalm 41:4; NKJV).

Der all deine Vergehen vergibt, / Der all deine Krankheiten heilt (Psalm 103:3; NKJV).

Er sandte Sein Wort und heilte sie / Und rettete sie vor der Vernichtung (Psalm 107:20; NKJV).

Er heilt die, die gebrochenen Herzens sind, / Und verbindet ihre Wunden (Psalm 147:3; NKJV).

Aber Er wurde wegen unserer Missetaten verwundet; / Wegen unserer Vergehen wurde Er geschlagen. / Zu unserem Frieden kam die Strafe über Ihn, / Und durch Seine Wunden sind wir geheilt (Jesaja 53:5; NKJV).

Diese „Heilung“ ist Sein Angebot an alle, die Ihn als das „Lamm Gottes“ annehmen: als Den, der anstelle des Sünders starb und die Schuld und Strafe für dessen Sünden trug. Hast du diese Heilung schon erfahren? Sie ist jedem angeboten, der sie annimmt.


216 Ich nehme an, das soll heißen, dass man nicht abends/nachts tanzen darf.

217 Barbara Seuling, More Whacky Laws [Noch mehr Umwerfende Gesetze], (New York: Scholastic Inc., 1975).

218 Leon Morris, The Gospel According to John [Das Evangelium nach Johannes], (Grand Rapids: Wm.B. Eerdmans Publishing Co., 1971), S. 305, Fn. 25.

219 J.W. Shepard, The Christ of the Gospels [Der Christus der Evangelien], (Grand Rapids: Wm.B. Eerdmans Publishing Co., 1939), S. 161.

220 Rav Jehoshua J. Neuwirth, Shemirath Shabbath: A Guide to the Practical Observance of Shabbath [Shemirath Shabbat: Leitfaden für die praktische Einhaltung des Sabbat], englische Ausgabe, bearbeitet von W. Grangewood (Jerusalem: Feldheim, 1984).

221 Ibid, S. XXX.

222 Ibid, S. XXXII.

223 Ibid, S. 1.

224 Ibid, S. 17.

225 Ibid, S. 11.

226 So verstehe ich jedenfall das, was auf den Seiten 66-67 steht.

227 Ibid, S. 141-142.

228 Ibid, S. 146.

229 Ibid, S. 154.

230 Morris, S. 306, Fn. 28.

231 Die griechischen Schriftfassungen des Neuen Testaments unterscheiden sich im Hinblick darauf, ob bei dem Wort „Fest“ der bestimmte Artikel steht oder nicht. Die NET-Bibel hat sich (mit wohl der Mehrheit der konservativen Wissenschaftler) der Textversion ohne Artiel angeschlossen. Wenn es „das“ Fest wäre, hätte es sich am wahrscheinlichsten um das Passah gehandelt. In der gegebenen Fassung („ein Fest“) wissen wir nicht genau, auf welches Fest sich der Text bezieht.

232 William Hendriksen, Exposition of the Gospel According to John [Entwurf des Evangeliums nach Johannes], 2 Bd. (Grand Rapids: Baker Book House, 1953-1954), S. 190. D.A. Carson fügt hinzu: „Der Name des Teiches wird in den Handschriften unterschiedlich als Bethesda, Bethsatha, Belsetha und Bethsaida wiedergegeben. Die erste dieser Fassungen ist mit großer Sicherheit die richtige, und das nicht nur aus Gründen der Transkription, sondern auch deshalb, weil sie inzwischen durch eine entsprechende hebräische Bezeichnung in der Kupferrolle aus Qumran bestätigt wird, die 1960 erstveröffentlicht wurde. ‚Bethesda’ ist die griechische Transliteration des hebräischen ‚Haus der Ausgießung’; und die Kupferrolle bestätigt … die gedoppelte Form desselben Ausdrucks: ‚Haus der zweifachen Ausgießung’. … Ein Pilger aus Bordeaux besuchte Jerusalem 333 v.Chr. und beschrieb dort einen Doppelteich mit fünf Arkaden (er nannte diese Teiche ‚Betsaida’). Sporadische Ausgrabungen wurden an diesem Ort nahe der Kirche St. Anne im Nordostviertel der Altstadt (in der Nähe von Nehemias ‚Schaftor’) seit über einem Jahrhundert durchgeführt. Es gab dort zwei Teiche, einen nördlichen und einen südlichen, die ungefähr trapezförmig von vier überdachten Kolonnaden umgeben wurden, während eine fünfte Kolonnade die beiden Teiche voneinander trennte.“ D.A. Carson, The Gospel According to John [Das Evangelium nach Johannes], (Grand Rapids: William B. Eerdmans Publishing Co., 1991), S. 241-242.

233 Ich möchte hier nicht im Detail auf die Diskussion zwischen den verschiedenen textkritischen Schulen eingehen, aber ich muss Sie zumindest darauf hinweisen, dass nicht bei allen Wissenschaftlern Einigkeit herrscht, welche Texte denn am höchsten einzuschätzen seien.

234 Ich sollte für die Anhänger von Johann Calvins Werk noch darauf hinweisen, dass Calvin in seinem Kommentar über das Johannesevangelium keinerlei Probleme bezüglich Vers 3f. erwähnt und also wohl davon ausgeht, dass die Geschichte über den das Wasser aufwühlenden Engel wahr ist.

235 Hendriksen, S. 190.

236 Carson, S. 243.

237 Hendriksen, S. 192.

238 „Diese Heilung unterscheidet sich von vielen anderen dadurch, dass von keinerlei Glauben vonseiten des Mannes die Rede ist, ja, dass noch nicht einmal Raum für solchen Glauben zu sein scheint. Dieser Mann kannte noch nicht einmal den Namen Jesu (Vers 13). … Jesus unterliegt nicht den Beschränkungen der Menschen, wo Er die Werke Gottes wirkt“ Morris, S. 303-304.

239 Carson, S. 243.

240 Den Ausdruck „glücklich“ habe ich hier mit Bedacht gebraucht; denn mir scheint, dass es nur Glück oder Durchsetzungsvermögen sein kann, das einem unter diesen Umständen ein Wunder beschert.

241 „’So, wie die achtunddreißig Jahre die Schwere der Erkrankung beweisen, so beweisen das Tragen der Bettstatt und das Gehen die vollständige Heilung’ (Barrett, S. 254).“ Zitiert bei Carson, S. 244.

242 Beachten Sie, dass Johannes den Mann als „der Geheilte“ bezeichnet, während die Juden ihn nur als einen Mann sehen können, der am Sabbat eine Matte trägt.

243 „Möglicherweise ist auch eine Spur von Ironie dabei (wie sie bei der Heilung in Johannes 9 dann noch deutlicher entwickelt wird): Die Juden hören von der Wunderheilung und von dem formalen Verstoß gegen ihren Code, aber sie interessieren sich nur für den Letzteren. Sie glauben zu sehen, was wichtig ist; aber in religiöser Hinsicht sind sie geradeso blind, wie alle, die immer so sicher sind zu sehen (vgl. 9:39-41).“ Carson, S. 245.

244 Zweifellos würden sie dafür auf Textstellen wie Exodus 20:10, Nehemia 13:15 und Jeremia 17:21-22 hinweisen. Und doch war es allein „ihre Interpretation“ dieser Textstellen, dass sie so extreme und heuchlerische Anwendungen daraus ableiteten.

245 Morris weist darauf hin (S. 307, Fn. 33), dass sich das Wort für „unbemerkt gehen“ im ganzen Neuen Testament nur hier findet und dass es bedeutet, „’den Kopf beiseite drehen’ (AS), also ‚untertauchen’“.

246 Wir müssen diese Worte unseres Herrn im Lichte dessen sehen, was Er in Johannes, Kapitel 9 zu Seinen Jüngern sagte. Dort nahmen die Jünger automatisch an, dass die Blindheit des Mannes Folge irgendeiner Sünde wäre. In dem Fall traf das abernicht zu: Dieser Mann war blind geboren worden, damit Gott durch seine Heilung durch unseren Herrn verherrlicht würde. In diesem Fall hier war die Krankheit des Mannes aber tatsächlich Folge seiner Sünde (siehe auch Numeri 12:9; 2. Könige 5:25-27; Apostelgeschichte 5:1-11; 1. Korinther 5:5, 11:30). Krankheit kann also zwar die unmittelbare Folge einer Sünde sein, ist es aber nicht immer notwendigerweise.

247 Etwas Uneinigkeit herrscht über die Feinheiten des vorliegenden Imperativs (in verneinter Form: „hör auf zu ___“ ). In der Anmerkung der NET-Bibel wird dessen Betonung heruntergespielt, aber ich neige in diesem Punkt eher zu Morris’ Ansicht: „’Sündige nicht mehr’ bedeutet ‚Sündige nicht weiter’ (Goodspeed: ‚Gib die Sünde auf’). Impliziert ist, dass der Mann gesündigt hat und noch immer sündigt. Jesus ermahnt ihn eindringlich, damit zu brechen und sich mit Gott versöhnen zu lassen.“ Morris, S. 307.

248 „Tatsächlich ist das Verb hinter ‚antwortete’ (apekrinato) Aorist Medium – im Johannes-Evangelium nur hier und in Vers 19 vorkommend (man würde eher das Deponens im Aorist Passiv, aprkrithe, erwarten). Abbott (Par. 2537) vertritt die Meinung, dass diese Verbform einen juristischen Beiklang hat: Jesus antwortet auf ihre Anklage, er bringt seine Verteidigung vor. Diese Ansicht wird wohl durch die Tatsache unterstützt, dass die Mittelform dieses Verbs regelmäßig in juristischen Dokumenten angetroffen wird (MM, S. 64-65).“ Carson, S. 247.

249 „Bemerkenswert ist der Ausdruck ‚mein Vater’. So sprachen die Juden normalerweise nicht von Gott. Üblicherweise sagten sie ‚unser Vater’, und wenn sie vielleicht einmal im Gebet den Ausdruck ‚mein Vater’ benutzten, ergänzten sie ihn mit ‚im Himmel’ oder Ähnlichem, um jeden Verdacht auf Vertrautheit zu entkräften. So etwas tat Jesus nicht, hier nicht und auch anderswo nicht. In Seinem Denken stand Gott immer in engster Beziehung zu Ihm Selbst. Der Ausdruck beinhaltet also einen Anspruch, den die Juden auch nicht übersahen.“ Morris, S. 309.

250 Im griechischen Text wird oft das mit „erlösen“ zu übersetzende Wort benutzt, wenn es darum geht, das Werk unseres Herrn bei der Heilung von Menschen zu beschreiben (siehe beispielsweise Matthäus 8:25, 9:21-22; Markus 3:4, 5:23).

251 Carson, S. 240.

252 „Damit lernen wir ein Thema kennen, das für den Rest des Evangeliums wichtig bleibt. Jesus tut Seine mächtigen Werke, Seine ‚Zeichen“. Aber anstelle von Glauben rufen sie gewaltige Gegnerschaft bei den nationalen religiösen Führern hervor.“ Morris, S. 298-299.

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