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3. Christologie: Jesus Christus

Der Begriff Christologie (vom griechischen cristos, das „der Gesalbte“ oder „der Christus“ bedeutet) bezeichnet das Studium Christi. Eingeschlossen sind Themen wie die Präexistenz und die Ewigkeit Christi, Prophezeiungen des AT über Christus, Christi Menschsein, Gottsein und Fleischwerdung sowie die Aspekte seiner Versuchungen und seiner Sündlosigkeit, sein Tod, seine Auferstehung, Himmelfahrt und Erhöhung, sein dreifaches Amt und seine Stellungen.

Christi Präexistenz

Es gibt im NT mehrere Textstellen, die in der einen oder anderen Weise von der Präexistenz Christi sprechen. Johannes sagt, dass das „Wort“ Fleisch wurde – was bedeutet, dass er bereits vor seiner Inkarnation existierte (Joh 1:1,14). Jesus selbst spricht in einer Reihe von Bibeltexten von seiner Präexistenz. Er sagt, dass er Herrlichkeit bei Gott hatte, ehe die Welt war (Joh 17:5) und dass er vom Vater gekommen sei (Joh 5:43, 6:38). Diese Aussagen implizieren seine Präexistenz. Auch wenn Paulus Christus als den letzten Adam bezeichnet, impliziert er Christi Präexistenz, denn viele Juden gingen davon aus, dass sowohl Adam als auch Moses präexistierten. Das Gleiche gilt, wenn er sagt, dass Christus „reich“ war, aber „arm“ wurde, dass er „in Gottesgestalt existierte“, aber „sich erniedrigte“, und dass er „vor allen Dingen“ war (Kol 1:17). Beide Zitate beziehen sich auf die Erniedrigung durch die Inkarnation und sagen somit aus, dass Christus schon vor seiner Herabkunft auf die Erde existierte (s. 1.Kor 15:45 und Php 2:6).

Prophezeiungen über Christus

Wenn man den gesamten Schriftenkanon und die historische Tatsache der Auferstehung betrachtet und dabei die jüdische Hermeneutik berücksichtigt, gibt es im Alten Testament zahlreiche Prophezeiungen über Christus. Die bekannteren darunter betreffen seine Geburt (Gen 3,15; Gal 4:4), seine Abstammung (Gen 49:10; Luk 3:33), seinen Geburtsort (Mi 5:2; Luk 2:4-7); seinen mitleidigen Dienstes und seine Verurteilung in Galiläa (Jes 9:1-2; Mat 4:14-16), dass er der angekündigte Prophet sei (Deut 18:15; Apg 3:20,22), dass er als Priester wirken würde (Ps 110:4; Heb 5:5-6), dass er verraten werden würde (Ps 41:9; Luk 22:47-48), dass er für dreißig Silberlinge verkauft werden würde (Sach 11:11-12; Matt 26:15, 27:1-10), seinen gewaltsamen Tod (Sach 12:10; Joh 20:27), seine Auferstehung (Ps 16:10; Luk 24:7, Apg 2:25-28), seine Erhöhung zur Rechten Gottes (Ps 110:1; Apg 2:33-34), seine ewige Herrschaft, durch die das Versprechen erfüllt wurde, das David erhielt (2.Sa 7:12-16, Ps 110:1, Jes 55:3; Apg 2:33-34, 13:22-23,32-34).

Christi Menschsein

Durch die Schrift ziehen sich mehrere Indizienketten, die zusammen gesehen beweisen, dass Jesus vom Standpunkt der Bibel aus wirklich und vollständig Mensch war. Jesus trug menschliche Namen (nämlich Jesus, der Sohn Davids); er wurde von anderen als menschliches Wesen wahrgenommen (Joh 9:16); er hatte einen Körper (1.Joh 1:1); er sprach normale menschliche Sprache(n) und bezeichnete sich selbst als einen Menschen (Joh 8:40); andere sprachen von ihm als von einem Menschen (Apg 3:22); er machte in seinem Leben die Erfahrungen eines menschlichen Wesens (Luk 2:52) einschließlich der Beschränkungen durch Hunger (Mat 4:2), Durst (Joh 19:28), Müdigkeit (Joh 4:6), tiefe Sorge und Qual (Joh 11:35; Luk 13:34-35) sowie Unwissenheit (Mar 13:32); er hatte eine menschliche Seele (Luk 23:46) und er starb (Heb 2:14-15).

Christi Gottsein

Desgleichen ziehen sich mehrere Indizienketten durch die Schrift, die zusammen gesehen beweisen, dass die biblischen Schreiber Jesus als einen Menschen, aber auch als mehr als einen Menschen ansahen. Sie sahen ihn als göttlich an. Johannes sagte, dass er göttlich oder Gott sei (Joh 1:1). Paulus sagte, dass er die „Gestalt Gottes selbst“ (morfe thou; Php 2:6) und unser großer Gott und Retter (Tit 2:13) sei. Er wird bezeichnet als Herr (Mat 2:43-45), Jahwe (vgl. Rö 10:9,13 und Joel 2:32) und König der Könige (diese Bezeichnung würde ein Jude wie Johannes niemals für einen anderen als für Gott selbst verwenden – Off 19:6). Er tut Werke Gottes, wie erschaffen (Joh 1:3; Kol 1:15-20), erhalten (Heb 1:3-4), erretten (Matt 1:23), Tote auferwecken (Joh 5:25), Gericht halten (Joh5:27), den Heiligen Geist aussenden (ein Werk, das auch Gott, dem Vater zugeschrieben wird – s. Joh 14:26, 15:26) und seine Kirche errichten (Mat 16:18). Er nimmt, wie Gott selbst, Anbetung von Menschen (Mat 14:33) und von Engeln (Heb 1:6) entgegen, und eines Tages werden sich alle Menschen vor ihm verneigen (was Gott nur für sich selbst akzeptiert – Php 2:10; Jes 45:23).

Wir sehen also, dass die Doktrin des gleichzeitigen Gottseins und Menschseins Christi keine Erfindung eines Kirchenkonzils aus dem vierten oder fünften Jahrhundert darstellt (z.B. Nizza [325 n.Chr.] oder Chaldäa [451]), sondern eindeutig in der Schrift gelehrt wird. Die genaue Formulierung (bzw. eine Arbeitshypothese), wie dies sein konnte, musste vielleicht bis zu den Reaktionen auf die Häresie der Arianer und zu anderen Entwicklungen der Christologie (wie auch auf Anleihen aus der griechischen metaphysischen Sprache) warten; die wesentlichen Züge der Doktrin aber finden sich schon in den apostolischen und frühkirchlichen Bekenntnissen.

Inkarnation und Entäußerung

Jesus Christus wurde in Erfüllung der Prophezeiung Jesajas (Jes 7:14) von der Jungfrau Maria geboren (Mat 1:23; Gal 4:4). Von einem eher theologischen Standpunkt aus betrachtet sagt Johannes, dass das ewige göttliche Wort Fleisch wurde und Gott so, gleichsam wie in der Stiftshütte, unter uns weilte (Joh 1:1,14; Ex 40:34-35). Die Doktrin von der Inkarnation sagt aus, dass die zweite Person der Dreifaltigkeit menschliche Fleischlichkeit annahm. Jesus Christus ist für alle Zeit und ohne eine Vermengung der jeweiligen Attribute sowohl unvermindert Gott wie auch vollkommen Mensch: eine Person – zwei Wesen (göttlich / menschlich).

Gott wurde Mensch, um seine Schöpfung zu erlösen und über sie zu herrschen. So kam er als der verheißene König (Luk 1:31-33) und erfüllte das Versprechen, das David erhalten hatte (Luk 1:31-33). In seiner Funktion als Herr und König offenbart er den Menschen Gott (Joh 1:18), errettet die Sünder (Gal 1:4), zerstört die Werke des Teufels (1.Jo 3:8), richtet über die Menschen (Apg 17:31) und bringt alle Dinge der Schöpfung zurück zur Unterwerfung unter Gott (1.Kor 15:20-28; Eph 1:10-11).

Bezüglich der zweifachen Natur Christi hat es immer schon auch zahlreiche Irrtümer gegeben, von denen wir hier einige kurz erwähnen wollen. Die Ebioniten stritten Christi göttliches Wesen ebenso ab (er habe erst bei der Taufe den Heiligen Geist erhalten), wie es auch die Arianer taten (vgl. in der heutigen Zeit die Zeugen Jehovas, die entsprechend behaupten, dass Jesus das erste und höchste der erschaffenen Wesen sei). Die Gnostiker (d.h. der Doketismus) betonen, dass Jesus nur scheinbar ein Mensch war, und streiten ab, dass er wirklich ein menschliches Wesen hatte. Nestorius stritt ab, dass das göttliche und das menschliche Wesen in einer Person vereinigt seien (das Göttliche beherrsche das Menschliche vollständig), und Eutyches bestritt überhaupt jede wirkliche Unterscheidbarkeit von Christi Wesen (die menschliche Natur sei in die göttliche eingebettet gewesen, was zu einer dritten, neuartigen Wesensart geführt habe). Apollinarius schließlich bestritt nur einen bestimmten Aspekt des Menschseins Christi, nämlich dass er einen menschlichen Geist gehabt habe (die Stelle eines menschlichen Geistes habe der göttliche Logos in Jesus eingenommen). All das sind in Anbetracht der biblischen Fakten Irrtümer, die zurecht bei den verschiedenen kirchlichen Konzilen verworfen wurden.

Es gab schließlich – besonders seit Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts und dem Aufkommen der Psychologie – zahlreiche Versuche, die Bedeutung des Wortes kenosis in Philipper 2:7 zu klären. Nach einer Auffassung bedeutet der Begriff Kenosis, dass Christus willentlich einige seiner wesentlichen Attribute – wie Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht – abgelegt habe, um die Menschheit zu erlösen. Diese Lehre ist in ihren unterschiedlichen Formen als Kenotische Theologie11 bekannt geworden. Aber entspricht das wirklich dem, was Paulus in Philipper 2:6 sagt: dass Jesus den Gebrauch oder Besitz bestimmter göttlicher Attribute aufgegeben habe? Das erscheint wenig wahrscheinlich. Tatsächlich erklärt der Apostel ja, was er meint, wenn er sagt, dass Christus sich entleerte, indem er das Wesen eines Knechtes annahm. Also ist es nicht das Ablegen göttlicher Attribute, über das hier in Philipper 2 gesungen12 wird, sondern die Erniedrigung des Sohnes Gottes, der die Gestalt eines Menschen und „eines Knechtes“ annahm. Und genau das ist natürlich der Punkt, den Paulus der philippischen Gemeinde klarzumachen versucht: Auch sie sollen nach dem Beispiel Christi das demütige Leben von Knechten führen.13

Christi Sündlosigkeit

Im Hinblick auf das wahre Gottsein und das wahre Menschsein Christi erhebt sich die Frage, ob seine Versuchungen wirklich Versuchungen waren und ob er tatsächlich die Möglichkeit hatte zu sündigen. War Christus fähig, nicht zu sündigen, oder war er nicht fähig zu sündigen? Manche sagen, dass sein wahres Menschsein auch die Möglichkeit einschloss zu sündigen. Andere behaupten wiederum, dass sein Gottsein es ihm unmöglich machte zu sündigen. Alle evangelikalischen Gelehrten erkennen die Echtheit seiner Versuchungen und die Tatsache, dass er nicht sündigte, an. Darüber hinaus aber gibt es nur wenig Einigkeit. Das oft zitierte Bild zweier Jungen in einem Schlauchboot, die einen Flugzeugträger (mit Stöcken und Steinen) angreifen – wobei die Stöcke und Steine für die Versuchung und der Flugzeugträger für Jesus stehen –, mag weitgehend zutreffen, soweit es die Göttlichkeit und Schuldlosigkeit Jesu betont; der Realität und Intensität der Attacken Satans aber wird es einfach nicht gerecht (vgl. Matt 4:1-11). Unter dem Strich bleibt von der ganzen Debatte jedenfalls übrig, dass Jesus Gott und Mensch war, dass er die Versuchung siegreich überwand (Heb 4:15) und uns deshalb in Zeiten der Schwäche zur Seite stehen kann (Heb 2:18). Seine Versuchungen sagen uns, dass wir auf sein mitfühlendes Herz vertrauen können. Darüber hinaus wissen wir eigentlich nicht viel. Wir können nur sagen, dass kein Mensch die Kraft, Bosheit und Falschheit der Versuchung besser kennt als er, und zwar genau deshalb, weil er ihr nie nachgab.

Christi Tod

Alle vier Evangelien berichten über Christi Tod (unter Pontius Pilatus), der schon im Voraus durch Christus selbst als ein Tod für die Vergebung der Sünden, die Errichtung des Neuen Bundes und den Sieg über Satan gedeutet wird (Luk 22:15-20; Joh 12:31; 16:11). Der Kern von Christi Lehren zu diesem Thema wurde dann auch zur autoritativen Lehre der Apostel (in Übereinstimmung mit den Zusagen des AT darüber). Mehr über die richtige Deutung von Christi Tod werden wir bei der Diskussion der Doktrin von der Erlösung sagen. Hier genügt es erst einmal zu erkennen, dass die Beweise für seinen Tod durch Kreuzigung geradezu überwältigend sind.

Christi Auferstehung

Alle vier Evangelien enthalten Aufzeichnungen über das leere Grab und die Auferstehung Jesu Christi von den Toten (Mat 28; Mar 16; Luk 24; Joh 20). Er erschien Maria Magdalena (Joh 20:11-18), einer anderen Maria (Mat 28:1-2), Kephas (1.Kor 15:5), den zwei Jüngern auf der Straße nach Emmaus (Luk 24:13-35), Jakobus (1.Kor 15:7), zehn Jüngern (Luk 24:36-43), Thomas und den anderen zehn Jüngern (Joh 20:26-29), sieben Jüngern am See von Tiberias (Joh 21:1-14), mehr als 500 Menschen (1.Kor 15:6), den elf Jüngern bei seiner Himmelfahrt (Matt 28:16-20; Apg 1:1-11) und zuletzt auch Paulus (1.Kor 15:8). Er erschien den Jüngern über einen Zeitraum von etwa 40 Tagen (Apg 1:3).

In der letzten Zeit lassen die Wissenschaftler immer mehr ihre naturalistischen Theorien fallen, die bislang zur Erklärung der Auferstehung und der darüber überlieferten Fakten vorgebracht wurden (z.B. Ohnmacht oder Halluzinationen). Praktisch jeder Wissenschaftler unterstützt jetzt die Auffassung, dass „etwas geschah“, und die meisten sind sich wohl darüber einig, dass die Auferstehung der springende Punkt in einem biblisch definierten Christentum ist. Die Frage, die sich nach Gary Habermas14 am dringendsten stellt, ist die, ob das Kerygma (die verkündigte Botschaft von der Auferstehung Christi) selbst ausreicht, um die überlieferten Fakten zu erklären, oder ob dazu eine buchstäbliche Auferstehung plus das Kerygma notwendig sind. Habermas weist darauf hin, dass es sich hier nicht nur um eine Auseinandersetzung zwischen Evangelikalen und hochrangigen Kritikern handelt, sondern auch um eine Auseinandersetzung zwischen den hochrangigen Kritikern selbst und skizziert die wesentlichen Antwortmöglichkeiten in Form von vier verschiedenen Szenarien. Erstens gibt es Menschen wie Rudolph Bultmann, die die Meinung vertreten, dass der Grund für die Erlebnisse der Jünger nicht mit Sicherheit festzustellen ist; er liegt im Text des NT verborgen. Zweitens argumentieren Wissenschaftler wie Karl Barth und Søren Kjerkegaard, dass die Auferstehung buchstäblich stattfand, aber nicht wissenschaftlich untersucht werden kann, da sie außerhalb des Rahmens unserer geschichtlichen Erfahrung liegt. Sie muss vielmehr allein durch Glauben angenommen werden. Eine dritte Gruppe von Wissenschaftlern, zu denen Jürgen Moltmann gehört, unterstützt die Auffassung, dass es tatsächlich ein leeres Grab und eine geschichtliche Erklärung für den Umschwung vom Kummer zur Freude bei den Jüngern gab; aber auch sie sagen, dass das Ereignis der Auferstehung selbst endgültig erst in der Zukunft begründet oder verifiziert werden wird. Viertens gibt es auch noch Wissenschaftler, nach deren Meinung die verfügbaren geschichtlichen Hinweise darauf hindeuten, dass Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist. Wolfhart Pannenberg ist ein Vertreter dieser Denkweise, obwohl er gegen einen physischen Leib und stattdessen für eine geistlichen Leib argumentiert, der als Jesus erkannt wurde und zu den Jüngern sprach, bevor er schließlich in den Himmel fuhr.

Es gibt allerdings a priori keinen stichhaltigen Grund abzustreiten, dass die Auferstehung so geschah, wie sie in der Schrift dargestellt wird. Für gewöhnlich liegt es an jemandes Theologie der Geschichte, ob derjenige Auferstehungen für möglich hält oder nicht. Auf jeden Fall: das leere Grab, die Aussage von Augenzeugen, die Lebensänderung von früheren Gegnern wie Jakobus und Paulus, die Existenz der Kirche, die Unfähigkeit der Jüdischen Führer, die Auferstehung und die Behauptungen der Apostel zu widerlegen, das frühe Datum und der definitive Charakter der Behauptungen über die Auferstehung (1.Kor. 15:3-4), wie auch die Sicherheit der damit verbundenen Zeichen wie Jesu Existenz, Dienst, Tod durch Kreuzigung und Begräbnis. Die Erklärung, die die Dinge am besten erklärt, am plausibelsten ist (nicht ad hoc) und die besten Chancen hat, dass sie am Ende nicht widerlegt wird, ist die, dass Jesus von Nazareth tatsächlich von den Toten auferweckt wurde und vielen Menschen erschien. Sein Körper war ein physischer Leib, der auch für eine spirituelle Existenz geeignet und nicht länger dem Tod und anderen Beschränkungen unterworfen war.

Die theologische Deutung der leiblichen Auferstehung Christi schließt die Aussagen ein, dass diese Auferstehung ausschlaggebend für Leben und Hoffnung des Christen ist (1.Kor 15), dass sie zeigt, dass Christus der Sohn Gottes ist (Rö 1:4), und dass er eines Tages zurückkehren wird, um über die ganze Welt zu richten (Apg 17:31). Auf dem Gebiet der Soteriologie ist die Auferstehung das Fundament unserer Erneuerung und unseres spirituellen/ethischen Lebens (Rö 6:4-5; 1.Pe 1:2), unserer Rechtfertigung (Rö 4:25; Eph 2:6), unseres gegenwärtigen Dienstes und der Arbeit für den Herrn (1.Kor 15:58), unserer Hoffnung auf Verklärung und unserer ewigen Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist (1. Kor 15:12-28).

Christi Himmelfahrt und Erhebung

In Lukas 24:50-53 und Apostelgeschichte 1:11 zeichnet Lukas für uns die geschichtlichen Fakten und das Wesen von Jesu Himmelfahrt auf. Seine Wortwahl impliziert offenbar, dass Jesus leibhaftig an irgendeinen Ort im Raum-Zeit-Kontinuum auffuhr, dass wir aber nicht in der Lage sind zu sehen, wohin er fuhr.

Sehr deutlich macht Lukas dagegen, was die Himmelfahrt theologisch gesehen bedeutet. Bei der Himmelfahrt verschwand Jesus nicht einfach irgendwohin, sondern sie war der Beginn seiner Einsetzung auf den Thron und in das Herrschaftsrecht über die Schöpfung, die Völker und die Kirche. Gemäß der davidischen Hoffnung (Ps 110:1; Apg 2:34-35) wurde er zur Rechten Gottes erhoben (an einen Platz der Macht und Autorität) und herrscht nun über das Universum (Eph 1:20-22a) und ist das Haupt alldessen, was zu seiner Kirche gehört (Eph 1:22b-23; 1.Pe 3:22). Als göttlicher Begründer, Führer, Befehlshaber und Endpunkt der Kirche sandte er den Heiligen Geist (Apg 2:33), um sie mit Leben, Liebe und Kraft auszustatten; und eines Tages wird er wiederkehren, um sie dorthin zu holen, wo er selbst ist, und alle Dinge im Himmel und auf Erden seiner Herrschaft zu unterwerfen. Er empfing und empfängt Ruhm, Preis und Ehre dafür, wer er ist und was er getan hat (Off 5:12). Jeder sollte die Knie beugen vor Gottes Christus, den erhabenen Herrn des Universums. Eines Tages werden es alle tun (Phil 2:9)!

Christi Wiederkunft

Die Bibel sagt voraus, dass Jesus Christus eines Tages wiederkehren wird, und zwar plötzlich, leibhaftig und mit großer Herrlichkeit für alle sichtbar (Mat 24:30; Off 19:11ff). Dann wird er über Satan und seine Engel, über die Lebenden und die Toten richten und sein Reich in Vollendung errichten. Art und Ablauf der Verklärung und die Eigenschaften des kommenden Reiches werden wir im Abschnitt Eschatologie behandeln.

Christi Stellungen

Reformierte und anderere systematische Theologen sprechen gerne von den zwei Stellungen Christi: (1) der Erniedrigung und (2) der Erhebung. Einige Details zu diesem Thema wurden schon behandelt, aber wir werden sie hier noch einmal im Hinblick auf diese beiden Begriffe betrachten. Das soll dazu beitragen, dass der Lernende für seine weitere Lektüre gerüstet ist, in der diese Konzepte zweifellos irgendwo diskutiert werden. Christi Erniedrigung beinhaltet (1) seine Inkarnation, (2) sein Leiden, (3) seinen Tod und (4) sein Begräbnis. Auch seine Erhebung umfasst vier Aspekte: (1) die Auferstehung, (2) die Himmelfahrt, (3) die Einsetzung (dass er zur Rechten Gottes gesetzt wird) und (4) seine Wiederkunft in Herrlichkeit.

Die Inkarnation der zweiten Person der Dreifaltigkeit beinhaltet nicht die „Aufgabe“ irgendwelcher göttlicher Attribute, und doch bedeutet sie, dass Christus sich willentlich den Beschränkungen und der Schwäche des Menschseins unterwarf und tatsächlich sogar ein Knecht unter den Menschen wurde. Sein Leiden an geistlicher Qual, an körperlichem Mangel und an emotionalen Schmerzen war Teil seines Leidens an der Erniedrigung. Jesu Erniedrigung wurde dann noch verstärkt, indem er einen außerordentlich ungerechten, grausamen und schändlichen Tod erlitt, durch den er die Sünden einer verfluchten Menschheit am Kreuz auf sich nahm. Und obwohl er vermutlich nicht in die Hölle hinabfuhr, war er doch drei Tage lang tot. Vom Stall in Bethlehem an bis zu seinem Tod erfuhr er, seinem Vater gehorsam, Erniedrigung für die Rettung der Auserwählten und die Erlösung des Kosmos.

Jesu Auferstehung in einen dauerhaften physischen Leib, der für ein geistliches Leben vollkommen gerüstet ist, markiert den Wendepunkt seiner Erniedrigung. Jetzt wird er gerechtfertigt und sein Sieg über alle seine Feinde steht fest. In Erfüllung von Psalm 110:1 (Apg 2:34-36) erhielt er bei seiner Himmelfahrt die Herrlichkeit und das Herrschaftsrecht, was sich daran zeigt, dass er zur Rechten Gottes gesetzt wird. Obwohl die Welt das letzte Stadium der Vollendung von Christi Rechtfertigung und der Erlösung und dem Gericht über die Welt noch nicht erlebt hat, wird Christus eines Tages doch leibhaftig wiederkehren (Apg 1:11) und alle seine Feinde, den Tod eingeschlossen, vernichten. Er wird das letzte Stadium seiner Erhebung über alle Dinge vollenden.15

Die drei Ämter Christi

Frühe Kirchenväter sprachen zwar schon von verschiedenen Ämtern Christi, doch erst Johann Calvin stellte in seinen Institutiones (2.15) ein systematisches Konzept über das dreifache Amt Christi auf: (1) Prophet, (2) Priester und (3) König.

In Deuteronomium 18:18 sagte Moses voraus, dass Gott dem Volk Israel einen weiteren Propheten wie ihn selbst senden würde. Sowohl Johannes als auch Petrus sahen Jesus als diesen Propheten an (Joh 6:14, 7:40; Apg 3:22-24; s.a. Mat 13:57; Joh 4:44). Die Bezeichnung „Prophet“ findet sich allerdings nicht in den Apostelbriefen. Dennoch ist klar, dass Christus als der vollendete Prophet wirkte – als Einer, der sowohl Offenbarung von Gott gab (in Aussagen und Voraussagen) als auch selbst wesentlich Offenbarung von Gott war (Joh 1:18). In dieser Hinsicht unterscheidet er sich von anderen Propheten – und das ist vielleicht der Grund für das offensichtliche Fehlen dieses Titels in den Briefen.

Jesus Christus wirkte auch im Amt eines Priesters. Während ein Prophet Gott vor dem Volk vertrat, vertrat ein Priester das Volk vor Gott. Im Gegensatz zu den Priestern aus dem Stamm der Leviten brachte Jesus aber keine Tieropfer für unsere Sünden dar, sondern er brachte sich selbst dar, ein unbeflecktes Opferlamm von ewiger Gültigkeit. Als ein Priester ist er in das Allerheiligste eingetreten, nicht in dessen Abbild auf Erden im Tempel, sondern in den himmlischen Ort, und er kann uns deshalb in die Gegenwart Gottes führen – eine eindeutig priesterliche Obliegenheit. Er tritt nicht nur einmal im Jahr in das Allerheiligste ein, sondern lebt nun dort tatsächlich und für immer. Und schließlich lehrt uns sowohl Römer 8:34 als auch Hebräer 7:25, dass sein priesterliches Wirken auch jetzt noch fortwährt, indem er „immerdar lebt um einzutreten“ für uns in unserer Schwäche!

Schließlich erfüllt Jesus Christus auch die Aufgaben eines Königs. Aber im Gegensatz selbst zum größten König Israels, zu David, herrscht Christus über die ganze Welt, ja das Universum, einschließlich der Kirche (Eph 1:20-23). Er ist der vollendete König, der weise, aufmerksam und mit unwiderruflicher Autorität und Gerechtigkeit regiert (Ps 2:8-9). Kurz gesagt, er herrscht als Gott-Mensch über den gesamten Kosmos, und wenn er wiederkommt, wird er alle Hindernisse und Widernisse, die seiner verdienten Herrschaft entgegenstehen, endgültig aus dem Weg räumen. Dann wird er „der König der Könige“ genannt werden (Off 19:16).


11 Siehe S.M. Smith, “Kenosis, Kenotic Theology” [„Kenosis, Kenotische Theologie“] in Evangelical Dictionary of Theology [Evangelikalisches Theologisches Wörterbuch], Hrsg. Walter A. Elwell (Grand Rapids: Baker, 1984), S. 600-602. Diese spekulativen Theorien über die Inkarnation haben wenig mit der Auslegung von Philipper 2:7 zu tun. Siehe auch B.E. Foster, “Kenoticism” [„Kenotismus“] in New Dictionary of Theology [Neues Theologisches Wörterbuch], Hrsg. Sinclair B. Ferguson, David F. Wright and J. I. Packer (Downers Grove, IL: InterVarsity, 1988), S. 364.

12 Dieser Abschnitt (d.h. 2:6-11) im Philipper-Brief ist wahrscheinlich ein alter Hymnus. Auch das sollte uns davon abhalten, in theologischer Hinsicht zu viel aus diesen Aussagen zu machen, denn sie stellen keine theologische Argumentation per se dar, sondern vielmehr den anbetenden Ruf des Herzens zu Gott – dessen Theologie der Gemeinschaft / den Gemeinschaften, in der/denen sie zum Ausdruck gebracht wurde, zweifellos gut bekannt war. Uns Heutigen aber ist sie bis zu einem gewissen Grade verloren gegangen.

13 Eine weitergehende Diskussion über den Vorwurf der Inkohärenz, der oft gegen die Inkarnationslehre erhoben wird, und über mögliche Lösungen in einem modifizierten „Kenotismus“ oder dem Bild der „zwei Geistesverfassungen“ findet sich in Thomas D. Senor, „Incarnation and the Trinity“ [„Inkarnation und Dreifaltigkeit“] in Reason for the Hope Within [Ein Grund für die Hoffnung, die in euch ist], Hrsg. Michael J. Murray (Grand Rapids: Eerdmans, 1999), S. 238-260.

14 Siehe Gary Habermas, “Resurrection of Christ” [„Die Auferstehung Christi“] in Evangelical Dictionary of Theology [Evangelikalisches Theologisches Wörterbuch], Hrsg. Walter A. Elwell (Grand Rapids: Baker, 1984), S. 938-941.

15 Siehe Wayne A. Grudem, “States of Jesus Christ” [„Die Stellungen Jesu Christi“] in Evangelical Dictionary of Theology [Evangelikalisches Theologisches Wörterbuch], Hrsg. Walter A. Elwell (Grand Rapids: Baker, 1984), S. 1052-1054; Louis Berkhof, Systematic Theology [Systematische Theologie], 2. überarb. Aufl. (Grand Rapids: Eerdmans, 1941), S. 331-355.

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