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13. Das Idealbild einer Ehe

Einleitung

Jedes Jahr werden wir Zeuge der Krönung einer neuen Miss Amerika. Für Millionen von kleinen Mädchen und jungen Damen ist Miss Amerika das Idealbild einer Frau. Bert Parks sang: „Da ist sie, Miss Amerika, da ist sie, dein Ideal...“. Für Viele ist also die ideale Frau jung, unverheiratet, sexy und gepflegt. Die ideale Frau in Sprüche 31 ist allerdings ganz anders. Sie ist verheiratet, und wir erfahren nichts darüber, wie alt sie ist oder ob sie hübsch ist. Die entscheidende Eigenschaft der idealen Frau besteht darin, dass sie fromm ist.

Die Frau in Sprüche 31 ist wirklich bemerkenswert. Sie macht Alles gut. Tatsächlich kommt es mir so vor, als mache sie Alles sogar zu gut, und sie kommt einem weiblichen Workaholic manchmal gefährlich nahe. Ich fürchte, wenn ein Mann seine zukünftige Frau mit dem Maßstab von Sprüche 31 messen will, wird er wohl niemals heiraten. Und Frauen, die sich mit der Frau in Sprüche 31 vergleichen, könnten leicht von Schuld- und Unzulänglichkeitsgefühlen übermannt werden. Damit das nicht geschieht, sollen die folgenden Bemerkungen uns bei unserem Studium weiterhelfen.

Erstens: Diese Beschreibung einer Frau in Sprüche 31 wurde sorgfältig zusammengestellt. Sie wurde sicher nicht von einem Ehemann geschrieben, dem gerade noch rechtzeitig einfällt, dass Muttertag ist und der daraufhin hastig ein paar lobende Worte zu Papier bringt und an der Straßenecke ein Dutzend Rosen dazu kauft. Es handelt sich vielmehr um ein Stück hebräischer Poesie, das in Form eines Akrostichons geschrieben ist, als ein Gedicht also, bei dem die Anfangsbuchstaben der Verse das hebräische Alphabet bilden. Ein weiteres Akrostichon, bei dem diese Eigenschaft auch im englischen Text deutlich wird, ist Psalm 119, bei dem alle Zeilen innerhalb eines Abschnitts mit dem gleichen Buchstaben des hebräischen Alphabets (aleph, beth, gimel, etc.) beginnen. In beiden Fällen, in Sprüche 31 und Psalm 119, stellt der Text ein literarisches Meisterwerk dar und wurde sehr sorfältig konstruiert.

Zweitens: Die beschriebene Frau stellt ein Idealbild dar und ist nicht unbedingt als Zielvorstellung für jede Frau gedacht. Ein Vorbild soll man nachahmen, doch ein Ideal bleibt immer unerreicht. Das bedeutet, dass die Frau in Sprüche 31 nicht unbedingt der Maßstab sein sollte, an dem ein Mann seine zukünftige Frau misst. Genauso wenig ist diese Frau das Vorbild, das jede Frau nachahmen sollte. Sie ist eine Frau von gottgemäßem Charakter, und in dieser Hinsicht sollten sowohl Männer als auch Frauen ihrem Beispiel nacheifern. Aber darüber hinaus ist sie auch noch eine Frau von vielerlei Fähigkeiten. Sie ist Ehefrau, Mutter, Geschäftsfrau, Investorin, Landwirtin, Handwerkerin, und Anderes mehr. Ich kenne kaum eine Frau – und übrigens auch kaum einen Mann –, die oder der alle diese Dinge gut beherrscht; und ich bezweifle auch, dass der Schreiber wollte, dass wir all diese Unternehmungen mit Erfolg nachzumachen versuchen. Auf keinen Fall sollten wir uns schuldig fühlen, wenn uns nicht Alles so gut gelingt wie dieser Frau.

Drittens: Dieses poetische Werk wurde nicht primär für Frauen geschrieben, sondern für Männer. Es ist kein Gedicht, das ein Ehemann für seine Frau geschrieben hat, sondern ein an die Männer adressiertes Gedicht über die gottgemäße Frau. Diese Textstelle kann zwar auch als Anleitung für junge Männer dienen, die eine gottgemäße Ehefrau suchen; hauptsächlich aber soll sie verheiratete Männer dazu ermahnen, den Wert ihrer Ehefrauen anzuerkennen und diesen die Freiheit zu gewähren, die sie brauchen, um gemäß ihren Gaben und Talenten und in Übereinstimmung mit ihrer gottgegebenen Rolle als Ehefrau wirken zu können. Und diese Rolle ist, glaube ich, viel umfassender, als es Männer gewöhnlich akzeptieren.

Das heißt also, dass diese Textstelle eher geschrieben wurde, um Männer darin anzuleiten, wie sie bessere Ehemänner werden können, als dazu, Frauen zu helfen, bessere Ehefrauen zu werden. Sicherlich finden wir darin auch ein Beispiel, an das Frauen sich halten können; noch mehr aber finden wir eine Anleitung für den Mann, der ein gottgemäßerer Ehemann werden möchte. Wie wir sehen, gibt es hier also sowohl für Ehemänner als auch für Ehefrauen etwas zu lernen. Wir werden nicht nur etwas über den Charakter der gottgefälligen Ehefrau erfahren, sondern auch etwas über die Verantwortung des gottgefälligen Ehemannes dafür, dass er seiner Frau ermöglicht, ihr ganzes Potenzial als Frau zu verwirklichen. Niemand von uns wird hoffentlich noch Derselbe sein, wenn wir diesen spannenden und herausfordernden Text bearbeitet haben.

Charaktereigenschaften einer idealen Ehefrau

Bei der Betrachtung der Eigenschaften eines gottgefälligen Ehepartners in der vorhergehenden Lektion habe ich mich bewusst noch nicht ausführlich mit dieser eigentlich naheliegenden Textstelle befasst. Dem Charakter einer gottgefälligen Frau haben wir dort bereits gründlich Aufmerksamkeit geschenkt; daher möchte ich die Eigenschaften der idealen Ehefrau, wie sie uns in dieser Textstelle gezeigt werden, einfach noch einmal kurz darstellen:

1. DIE IDEALE EHEFRAU IST EINE FROMME FRAU. Diese Frau wird nicht ihres Charmes oder ihrer Schönheit wegen gelobt, sondern wegen ihrer Gottesfürchtigkeit (Vers 30).

2. DIE IDEALE EHEFRAU IST EINE FRAU VON AUSSERORDENTLICHEM CHARAKTER. Sie wird in Vers 10 als eine „hervorragende“ Frau beschrieben (NASB). In der NIV wird sie als „Frau von edlem Charakter“ bezeichnet. Außerdem wird sie als „mit Stärke und Würde gekleidet“ bezeichnet (Vers 25, NIV). Vers 10 drückt aus, dass eine Frau mit ihren Eigenschaften selten zu finden ist. Und da Frauen mit ihren Eigenschaften so knapp sind, muss ein Mann fleißig suchen, bis er eine solche Ehefrau findet.

3. DIE IDEALE EHEFRAU IST UNBEDINGT VERTRAUENSWÜRDIG. Vers 11 sagt uns, dass ihr Ehemann seiner Frau vollständig vertraut. Sie schadet ihm nie, sondern ist seine Hilfe und bringt ihm nur Gutes (Vers 12).

4. DIE IDEALE EHEFRAU IST FLEISSIG UND ARBEITET HART. Diese Frau gehört nicht zu den Faulen. Mehrfach wird ihre Stärke und ihr Fleiß hervorgehoben. Sie arbeitet mit ihren Händen (Vers 13). Sie steht früh auf und geht spät zu Bett (Vers 15 und 18). Im Gegensatz zum Faulen (6:6-11) trifft sie Vorsorge für die Zukunft (Vers 21, 25). Auf unsere Gesellschaft bezogen würde eine solche Frau nicht zu Hause herumsitzen und eine Serie nach der anderen im Fernsehen anschauen, denn sie hat keine Zeit für Müßiggang (Vers27).

5. DIE IDEALE EHEFRAU IST WEISE. Die tugendhafte Frau spricht mit Weisheit (Vers 26). Darüber hinaus besitzt sie auch praktische Weisheit, denn sie ist in der Lage, ihren Besitz weise zu investieren (Vers 16, 18).

6. DIE IDEALE EHEFRAU ZEICHNET SICH DURCH GROSSZÜGIGKEIT AUS. Diese Frau denkt an die Armen und Bedürftigen und gibt von ihren Einkünften ab, um deren Bedürfnisse zu befriedigen (Vers 20).

7. DIE IDEALE EHEFRAU SPRICHT MIT LIEBENSWÜRDIGKEIT. Beachten Sie, dass in Vers 26 die Lehren dieser Frau als „Gesetz der Güte“ bezeichnet werden. Ich verstehe das so, dass sie ihre Anweisungen auf freundliche Art gibt und dass ihre Lehren ermutigend und aufbauend sind.

Das also sind einige der Charaktereigenschaften einer idealen Ehefrau. Sie alle sind uns schon früher in den Sprüchen begegnet, denn es sind die gleichen Eigenschaften, die jeden Weisen auszeichnen sollten, ob Mann oder Frau, Ehemann, Ehefrau oder alleinstehende Person, Erwachsenen oder Kind. Die ideale Ehefrau ist eine Frau von Weisheit, eine Frau, die Gott fürchtet und deren Taten Ausdruck ihrer Frömmigkeit sind.

Der Verantwortungsbereich der idealen Ehefrau

Manche Frauen (und noch mehr Männer) scheinen der Auffassung zu sein, dass eine Ehefrau in einer sehr kleinen Welt lebt, die sich weitgehend auf Windeln und schmutziges Geschirr beschränkt. Es überrascht daher nicht allzu sehr, dass viele Ehefrauen in ihrer Rolle als Frau und Mutter unzufrieden sind. Beschränkt sich ihr Aufgabenbereich tatsächlich darauf, die Hausarbeit zu erledigen? Ist ihre Welt durch die Wände ihres Hauses begrenzt? Sprüche 31 zeigt ein deutlich breiteres Spektrum dessen, was eine gottgemäße Ehefrau und Mutter tun kann, sofern sie Willens und fähig dazu ist. Lassen Sie uns einige der Tätigkeitsbereiche betrachten, in denen sich die ideale Ehefrau frei und mit Zuversicht bewegt.

1. DIE IDEALE EHEFRAU ERLEDIGT ALLE EINKÄUFE FÜR DIE FAMILIE.

Sie schaut aus nach Wolle und Leinen Und arbeitet freudig mit ihren Händen. Sie ist gleich den Schiffen eines Kaufmanns, Sie bringt Nahrung von fern herbei (Vers 13-14).

Wir wissen alle, wie viel eine Familie so verbraucht. Die ideale Ehefrau trägt zum Wohl der Familie bei, indem sie alles Notwendige einkauft. Sie sucht, nehme ich an, nach der besten Qualität zum niedrigstmöglichen Preis. Sie kauft Lebensmittel nicht spontan im Supermarkt an der nächsten Ecke, sondern sucht mit Sorgfalt die besten Waren aus und nimmt, wenn nötig, für Qualität und Sparsamkeit auch längere Wege in Kauf.

2. DIE IDEALE EHEFRAU IST EINE MANAGERIN. Sie ist fähig zu führen und zu verwalten.

Auch steht sie auf, während es noch Nacht ist, Und gibt ihrer Hausgemeinschaft Speise, Und ihren Anteil (oder die anstehenden Aufgaben, Randnotiz NASB) ihren Mägden (Vers 15).

Sie gibt auf die Vorgänge in ihrem Haushalt wohl Acht, Und das Brot der Faulheit isst sie nicht (Vers 27).

3. DIE IDEALE EHEFRAU TRÄGT ZUM EINKOMMEN DER FAMILIE BEI. Zahlreiche Witze kursieren über die Ehefrau, die nach der Brieftasche ihres Mannes schnappt, sobald der Zahltag herangekommen ist. Auch die ideale Ehefrau mag nach der Brieftasche ihres Mannes greifen, doch nicht um etwas herauszunehmen, sondern um etwas hineinzutun. Diese Frau trägt zum finanziellen Wohlstand der Famlie bei.

Sie zieht ein Feld in Betracht und kauft es; Von ihren Einkünften pflanzt sie einen Weinberg (Vers 16).

Sie empfindet, dass ihr Gewinn gut sein wird; Ihre Lampe geht bei Nacht nicht aus (Vers 18).

Ich nehme an, dass die Bedürfnisse der Familie zumindest zum Teil aus dem Einkommen der Frau erfüllt werden. Beispielsweise kauft sie Stoffe und versorgt ihre Familie mit Kleidung, die sowohl praktisch (warm, haltbar) als auch geschmackvoll ist und dem, der sie trägt, gut zu Gesicht steht.

Sie hat für ihre Hausgemeinschaft keine Angst vor dem Schnee, Denn alle ihre Hausgenossen sind in Scharlachrot gekleidet (Vers 21).

Der Ausdruck „Scharlachrot” an dieser Stelle ist etwas umstritten.33 Wenn der Ausdruck vom Verfasser tatsächlich so gemeint ist, würde er die Kostbarkeit der Kleidung hervorheben. Wenn dagegen ein Wort gemeint ist, das in Etwa die Bedeutung „doppelt” hat, so liegt die Betonung mehr auf der Wärme der Kleidung. Ich neige zu der Auffassung, dass die Kleidung, die diese Frau ihrer Familie bereitet, wohl beides ist: kleidsam und elegant wie auch funktionell und warm.

Sie kleidet nicht nur ihre Familie, sondern stellt auch für sich selbst feine Gewänder her. Ich denke, dass sie damit weniger sich selbst etwas Gutes tun als vielmehr das Ansehen ihres Ehemannes erhöhen möchte. Ihre Kleidung soll ausdrücken, dass die Familie wohlhabend und der Mann in der Gemeinde einflussreich ist.

Sie macht sich Decken; Ihre Kleidung ist aus feinem Leinen und purpurroter Wolle (Vers 22).

Die NIV übersetzt den ersten Teil von Vers 22: „Sie macht Decken für ihr Bett.” Diese Deutung ist die Wahrscheinlichste34 und beschränkt den Verweis auf die persönliche Kleidung auf den zweiten Teil des Verses.

4. DIE IDEALE EHEFRAU INVESTIERT. Diese hervorragende Frau trägt nicht nur durch Produktion zum Einkommen der Familie bei, sondern sie investiert auch einen Teil dieses Geldes, um weitere Gewinne zu machen.

Sie zieht ein Feld in Betracht und kauft es; Von ihren Einkünften pflanzt sie einen Weinberg (Vers 16).

Das gängige Klischee ist das des hübschen kleinen Weibchens, das kaum genug Grips hat für Geschäfte. Wie könnte so eine Frau je die Börse verstehen oder eine Vorstellung davon haben, ob und warum man Gold oder besser Immobilien erwerben sollte? Diese Frau aber investiert, und sie ist offensichtlich erfolgreich damit.

5. DIE IDEALE EHEFRAU PRODUZIERT UND STELLT WAREN HER.

Sie stellt Gewänder her und verkauft sie, Und sie beliefert die Händler mit Gürteln (Vers 24).

Es ist schon möglich, dass sie all das selber herstellt, was sie an die Händler verkauft, aber ich neige mehr zu der Auffassung, dass ihre Geschäfte wohl so weit gediehen sind, dass sie Angestellte in einem Unternehmen beschäftigt. In diesem Falle könnte was als kleine Firma begonnen hat, inzwischen zu einem größeren Unternehmen geworden sein, das von dieser unglaublichen Frau geleitet wird.

6. DIE IDEALE EHEFRAU IST WOHLTÄTIG. Das Einkommen der gottgefälligen Ehefrau wird für die verschiedensten Zwecke eingesetzt. Einiges wird wieder investiert, Vieles wird für die Bedürfnisse der Familie ausgegeben, aber ein großzügig bemessener Teil wird auch für die Armen gegeben.

Sie reicht ihre Hand dem Armen, Und sie streckt die Arme aus zu dem Bedürftigen (Vers 20).

7. DIE IDEALE EHEFRAU LEHRT ANDERE MENSCHEN.

Sie tut ihren Mund mit Weisheit auf, Und die Lehre der Güte ist auf ihrer Zunge (Vers 26).

Viele, vielleicht sogar die meisten Lehren der idealen Ehefrau sind an ihre Kinder gerichtet. Ein Beispiel dafür stellen die ersten neun Verse von Kapitel 31 dar. Hier belehrt die fromme Mutter von König Lemuel (Vers 1) ihren Sohn über die Dinge, die einer gottgefälligen Regentschaft im Wege stehen können. Aber die Lehren der idealen Ehefrau können auch über ihren eigenen Haushalt hinaus reichen, so dass vor Allem andere Frauen in der Gemeinschaft von ihrer Weisheit profitieren können.35

8. DIE IDEALE EHEFRAU FÖRDERT ANSEHEN UND AUTORITÄT IHRES MANNES IN DER GESELLSCHAFT.

Ihr Ehemann ist bekannt in den Toren, Wenn er sich bei den Ältesten des Landes niedersetzt (Vers 23).

Der Mann hinter der idealen Ehefrau:
Der ideale Ehemann

Meines Wissens lesen nur sehr wenige Menschen Sprüche 31 im Hinblick darauf, was es einen Ehemann lehrt. Darf ich Sie aber daran erinnern, dass sich dieser Abschnitt – wie das gesamte Buch der Sprüche – nicht an Frauen, sondern an Männer richtet. Der Verfasser sagt häufig „mein Sohn“, aber nicht „meine Tochter“. Ich möchte also bei der Betrachtung dieses Kapitels die Absicht des Buches erfüllen und die Aufmerksamkeit auf den richten, den meiner Meinung nach auch der Schreiber im Auge hatte – auf den Mann.

Für eine Frau im Altertum gab es keine Möglichkeit, jemals so viel Freiheit und Verantwortlichkeit zu erleben, wenn sie nicht die Unterstützung und Ermutigung ihres Mannes hatte. Ihren Charakter verdankt die gottgefällige Ehefrau sich selbst und der Gnade Gottes in ihrem Leben. Aber die Freiheiten, die sie genoss, um in so vieler Hinsicht wirken zu können, sind das Verdienst ihres Ehemannes. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit nun darauf richten, was für ein Mensch dieser „ideale Ehemann“ sein musste, damit seine ideale Ehefrau so sein konnte, wie sie beschrieben wird.

1. DER IDEALE EHEMANN BRINGT SEINER FRAU AUFRICHTIGE WERTSCHÄTZUNG ENTGEGEN.

Eine tüchtige Frau, wer kann [sie] finden? Denn ihr Wert übersteigt den von Juwelen bei Weitem (Vers 10).

Diese Worte sind nicht zynisch oder skeptisch gemeint. Der Verfasser sagt nicht: „Eine Frau von Charakter findet man nicht“, sondern „Eine Frau mit dem Charakter meiner Frau findet man selten.“ Sprüche 31:10-31 beginnt und endet mit dem Lobpreis der seltenen Qualitäten einer gottgemäßen Ehefrau. Wir können nicht davon ausgehen, ein guter Ehemann zu sein, so lange wir nicht die Qualitäten der Frau, die Gott uns gegeben hat, zu schätzen wissen.

2. DER IDEALE EHEMANN VERTRAUT DER TREUE UND DER KOMPETENZ SEINER FRAU VOLLSTÄNDIG.

Auf sie vertraut das Herz ihres Ehemannes, Und es wird ihm nicht an Gewinn fehlen (Vers 11).

Ein Mann mag vollkommenes Vertrauen auf die Keuschheit seiner Frau haben und doch daran zweifeln, dass sie ihm Gewinn bringt. Dieser Vers bezieht sich nicht auf das Vertrauen des Ehemannes auf die moralische Reinheit seiner Frau, sondern auf ihre Kompetenzen als Geldverdienerin und Geschäftsfrau.36 Ihr Ehemann könnte den Erwerb eines Grundstücks in ihre Hände legen, ohne ihr dabei ständig über die Schulter sehen zu müssen.

3. DER IDEALE EHEMANN VERLEIHT SEINEM GLAUBEN AN DIE FÄHIGKEITEN SEINER FRAU AUSDRUCK, INDEM ER IHR DIE FREIHEIT GIBT ZU WIRKEN UND IHR DABEI KEINE UNNÖTIGEN HINDERNISSE IN DEN WEG LEGT. Ich finde es schon erstaunlich, wie Männer über die Unmengen von staatlichen Vorschriften schimpfen können, durch die Industrie und Handel heutzutage geplagt werden, und gleichzeitig ihre eigene Ehefrau mit so vielen Regeln und Vorschriften belasten, dass es für diese praktisch unmöglich wird, irgendetwas richtig zu machen. Das Vertrauen des idealen Ehemannes, wie es in Vers 11 beschrieben wird, drückt sich in dem Grad an Freiheit aus, die er seiner Ehefrau bei der Erledigung ihrer Geschäfte zugesteht, ohne sie ständig zu überwachen oder unnötig einzuschränken. Glauben drückt sich in Freiheit aus. Das ist, nebenbei gesagt, der Grund, warum das christliche Leben, das Leben im Glauben, nicht durch zahllose Vorschriften reguliert werden muss.

4. DER IDEALE EHEMANN SCHÄTZT NICHT NUR DEN WERT SEINER FRAU, SONDERN ER ÄUSSERT AUCH DAS LOB, DAS SIE VERDIENT.

Ihre Kinder stehen auf und segnen sie; Und auch ihr Ehemann preist sie und sagt: „Viele Töchter haben sich als tüchtig gezeigt, Du aber übertriffst sie alle.“ Anmut ist Trug und Schönheit ist nichtig, Aber eine Frau, die den Herrn fürchtet, soll gepriesen sein. Gebt ihr den Ertrag ihrer Hände Und lasst sie in den Toren durch ihre Werke gepriesen sein (Vers 28-31).

Vers 31 weist den Ehemann an, seiner Frau das Lob zukommen zu lassen, das sie verdient. Ihre Werke sollen sie in den Toren preisen. Aber wer, frage ich, ist in den Stadttoren? Natürlich ihr Ehemann (Vers 23). Der gottgemäße Ehemann sitzt im Stadttor, und zu einem guten Teil deswegen, weil seine Frau hinter ihm steht. Dort im Stadttor, in der Öffentlichkeit, soll der gottgefällige Ehemann seine Frau preisen.

Schlussfolgerung

An den Beginn dieser Schlussfolgerungen möchte ich eine Warnung stellen: Ich fürchte immer Diejenigen, die nur hören, was sie hören wollen, und damit dann ihre sündhaften Taten rechtfertigen. Und ich sehe gleich mehrere Möglichkeiten, wie dieses Kapitel missbraucht werden kann. Deshalb möchte ich Sie im Voraus davor warnen. Die erste Möglichkeit ist die, dass unzufriedene Frauen den Text dazu missbrauchen, die Unabhängigkeit ihrer Einstellungen und Handlungen zu rechtfertigen. Eine Frau, die diesen Text fehldeutet, wird sich nur auf die Freiheiten konzentrieren, die der Ehefrau hier gewährt werden. Sie wird sich bestätigt sehen, wenn sie tut, was immer ihr gefällt, ohne ihren Ehemann um Rat zu fragen oder sich darum zu kümmern, was er davon hält. Die ideale Ehefrau in Sprüche 31 aber geht ihren Aktivitäten engagiert nach, weil ihr Mann ihr die Freiheit dazu gab, und nicht, weil sie selber gegen ihren eigenen Mann die Dinge in die Hand genommen hätte. Der Text schreibt einer Frau nicht vor, dass sie all diese Verantwortlichkeiten übernehmen muss, noch lobt er die Frau, die dies gegen den Willen ihres Mannes tut. Der Text mahnt Ehemänner, ihren Frauen mehr Freiheiten zu gewähren, aber er lehrt nicht, dass eine Ehefrau sich diese Freiheiten herausnehmen soll, wenn sie ihr nicht eingeräumt werden.

Wo die erste Warnung mit der übereifrigen Ehefrau zu tun hat, richtet sich die Zweite an den passiven Ehemann, der liebend gerne all seine Verpflichtungen von seiner Frau wahrnehmen lassen würde. Solche Männer bürden ihren Frauen all die Pflichten auf, die ihnen selbst zu viel werden, so dass sie ohne viele Sorgen durchs Leben gehen können. Zugegebenermaßen stört mich die Tatsache etwas, dass der Ehemann hier anscheinend im Stadttor sitzt und das Leben von der leichten Seite nimmt, während sich seine Frau die Finger wund arbeitet, um für die Familie zu sorgen. Ich glaube, viele Männer hätten es durchaus gerne, wenn ihre Frauen die ganze Last der Versorgung der Familie übernehmen würden, so dass sie selbst ohne Sorge das Amt der Führung übernehmen könnten. Das aber ist, denke ich, nicht biblisch. Die Ehefrau half ihrem Mann zwar in vieler Hinsicht, aber sie übernahm nicht seine Aufgaben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Ehemann ein bequemes Leben führte und an den Stadttoren philosophierte, während seine Frau sich mit geschäftlichen Entscheidungen und Ähnlichem abplagte.37 Sie war ihrem Ehemann eine Hilfe, aber sie tat nicht die Arbeit für ihn. Lassen Sie uns als Männer diese Textstelle nicht dazu benutzen, um unsere eigene Faulheit zu rechtfertigen, unseren Frauen all unsere Pflichten zu übertragen und selbst ein bequemes Leben zu führen.

Die dritte Warnung betrifft die Unverheirateten. Diese Textstelle beschäftigt sich mit der idealen Ehefrau, aber nicht unbedingt mit der idealen Frau im Allgemeinen. Sicher war die Ehe die Norm in den Tagen, als die Sprüche geschrieben wurden, aber ich möchte Sie an die Worte des Paulus in 1.Korinther 7 erinnern. Dort mahnt er alleinstehende Frauen, unverheiratet zu bleiben und alle Kraft, die sie sonst zur Befriedigug der Bedürfnisse ihres Ehemannes und ihrer Familie aufbringen müssten, allein dem Herrn zu widmen. Meiner Meinung nach steht es der alleinstehenden Frau in gleicher Weise frei, dem Herrn zu dienen, wie es der Frau in Sprüche 31 steht, ihrem Mann und ihrer Familie zu dienen. Nach Paulus’ Ansicht ist sie sogar noch freier (1.Kor 7:34-35). Alleinstehende Christen sollten aus Sprüche 31 etwas über ihre Freiheit lernen, Gott zu dienen, ohne sich dadurch, dass sie nicht verheiratet sind, als irgendwie zweitklassige Bürger in Gottes Reich zu fühlen.

Dieses Kapitel der Sprüche enthält für jeden Gläubigen eine Botschaft. Als Eltern mahnt es uns, dass wir unseren Kindern kein realistisches Ziel vorgeben, wenn wir ihnen Puppen mit makellosem Körperbau und schönen Gesichtern zum Spielen geben. Unterschwellig betonen wir damit die Ausstrahlung, nicht den Charakter, und wir vermitteln ihnen, dass sie Erfüllung finden könnten, wenn sie ihre eigenen Interessen verfolgen und familiäre Verpflichtungen und persönliche Opfer ablehnen. Lassen Sie uns stets darauf achten, dass die Eigenschaften der gottgemäßen Ehefrau das Ziel darstellen, auf das unsere Töchter hinstreben. Und wollen wir unsere Söhne lehren, dass es diese Art von Frauen ist, die das Eheleben zu einem Segen machen.

Ihr Ehemänner, lasst uns offen sein für eine radikale Änderung unserer Ansichten über die Eigenschaften des idealen Ehemannes. Ich kenne viele Frauen, die in ihrer Rolle als Frau und Mutter keine Befriedigung finden, und das großenteils deshalb, weil ihre Männer ihren Aufgaben in der Ehe nicht nachkommen. In vielen Fällen sehen Frauen wohl zu Recht, dass es ihre Ehemänner sind, die sie daran hindern, ihre Gaben und Fähigkeiten wirklich zu nutzen. Oft liegt das daran, dass sich ein Mann durch die Fähigkeiten seiner Ehefrau bedroht fühlt. Er fürchtet den Gedanken, dass seine Frau Manches besser kann als er selber, und so riegelt er diese Gebiete sorgfältig ab, auch wenn seine Frau ihm bei den entsprechenden Aufgaben gerne dienen und sie zudem besser erledigen würde. Wenn Sprüche 31 uns irgendetwas lehrt, dann die Tatsache, dass die ideale Ehefrau viel mehr Freiheiten hat, als die meisten Ehemänner ihrer Frau je zugestehen würden. Wir müssen unsere Rolle als Manager noch einmal gut überdenken, denn ein guter Manager nutzt stets die Fähigkeiten Anderer, soweit es irgend möglich ist.

Dieser Text hat meine Vorstellungen verändert, denn er hat mich dazu gebracht zu erkennen, dass der Tätigkeitsbereich einer Frau nahezu Alles umfasst, was ihr Ehemann tut. Auch die Aufgaben, die ich immer als typisch männliche angesehen hatte, sind dies nicht unbedingt. Die ideale Ehefrau verdiente Geld und hatte auch weitgehend die Kontrolle darüber, wofür es ausgegeben wurde. Sie wagte sich frei in die Geschäftswelt hinaus und war dort sehr erfolgreich. Und sie diente als Managerin ihres Haushalts.

Inzwischen sehe ich den Hauptunterschied zwischen Ehemännern und –frauen nicht mehr darin, dass manche Dinge von Männern getan werden und Andere (üblicherweise vielleicht die, die Männer nicht tun wollen) von Frauen, sondern vielmehr darin, dass eine Frau die Dinge, die sie tut, unter der Autorität ihres Ehemannes tut. Wenn die Frau Managerin ist, managt sie unter der Autorität ihres Ehemannes. Sie hat selbst viele Freiheiten und große Autorität, doch ihre Freiheit wird immer begrenzt durch die Autorität des Ehemannes, der ihr Oberhaupt ist.

Trifft das nicht auch auf unser geistliches Leben zu? Christus ist unser Oberhaupt, aber er hat uns viel Freiheit und Verantwortung übertragen. So wie Gott uns nicht in allen Einzelheiten reglementiert, sondern uns durch Grundsätze anleitet, so sollte auch der Ehemann die Autorität über seine Frau ausüben. Unsere Ehefrauen sollten durch unsere Führung nicht mehr bedrückt werden als wir selbst es unter der Führung Christi sind.

Ein weiterer Grund für die Unzufriedenheit verheirateter Frauen liegt darin, dass sie oft Vieles gut machen, aber wenig oder keine Wertschätzung dafür erhalten. Was sie für die Familie beitragen, wird nicht anerkannt, und deshalb fühlen sie sich unbefriedigt. Die Sprüche sagen deutlich, was dagegen zu tun ist – wir sollen unsere Ehefrauen in aller Öffentlichkeit loben für all das, was sie gut machen. Lassen Sie uns auf diesem wichtigen Gebiet niemals nachlässig werden. Eine Frau sollte niemals selbst nach Ruhm streben – doch wir wollen sie stets dankbar und aufrichtig rühmen.

Nachdem ich die Freiheiten herausgestellt habe, die der idealen Ehefrau in Sprüche 31 gewährt wurden, möchte ich Sie aber auch darauf hinweisen, dass es trotz Allem Grenzen gab. Zuerst einmal war es der Ehemann, der eine öffentliche Führungsrolle in den Toren der Stadt innehatte (Vers 23), und nicht die Ehefrau. Die Ehefrau unterstützte durch ihre Rolle die Führerschaft ihres Mannes sehr, aber sie übernahm nicht die Führung an seiner Stelle. Zweitens wird die Rolle der Frau nicht so dargestellt, als umfasse sie auch die Autorität im Bereich der religiösen Anbetung in Israel. Frauen im Alten Testament hatten kein Priesteramt inne, noch konnten sie bei öffentlichen Gottesdiensten die Führung von Männern übernehmen. So sehr wir also bereit sein müssen, die Freiheiten der gottgemäßen Frau anzuerkennen, so aufrichtig müssen wir doch auch sagen, dass es Bereiche gibt, die den Männern vorbehalten sind – nicht weil Frauen unfähig zur Führung wären, sondern aufgrund der göttlichen Prinzipien bei der Gestaltung der Rolle von Männern und Frauen in der geistlichen Führerschaft.

Wenngleich aber bestimmte Einschränkungen für Frauen bestehen, bedeutet das doch nicht, dass eine Frau nicht in der Lage wäre, ihren Beitrag zu leisten. Beispielsweise regiert zwar der Ehemann im Stadttor, aber in Sprüche 31:1-9 ist es die gottgefällige Mutter, die durch ihre Erziehung die Taten ihres Sohnes bei seiner zukünftigen Regentschaft beeinflusst. Jede Mutter, die ein Kind wiegt, formt damit die Welt, wie Jemand einmal gesagt hat. Das ist, denke ich, der Sinn dessen, was Paulus in 1.Timotheus 2:15 lehrte. Die Frau mag wohl selbst keine öffentliche Führung in der Gemeinde übernehmen, aber sie kann fromme Kinder aufziehen, die die zukünftigen gottgemäßen Führer werden.

Mancher wird sich sicher fragen, was diese Textstelle für eine berufstätige Frau bedeuten mag. Wir sollten aus diesem Text lernen, dass es nicht falsch ist, wenn eine Frau Geld verdient und so zum Einkommen der Familie beiträgt; noch ist es falsch, wenn sie sich an einem Unternehmen beteiligt. Ich glaube, ein wichtiger Grundsatz, der in diesem Abschnitt zum Ausdruck kommt, ist der, dass die Anstrengungen der Frau unter allen Umständen so geartet sein sollen, dass sie zum Wohlergehen der Familie beitragen. Jegliche Berufstätigkeit einer Ehefrau, die dem geistlichen und moralischen Wohlergehen der Familie abträglich ist, wäre in meinen Augen falsch. Dieser Grundsatz trifft aber ebenso auf den Ehemann zu wie auf die Ehefrau.

Zu behaupten, dass es unter allen Umständen falsch ist, wenn eine Frau arbeiten geht, wäre ein Schlag ins Gesicht dieses Textes. Auch die Behauptung, dass sämtliche Arbeiten dieser Frau auf ihr Heim beschränkt waren, würde den Text überstrapazieren.38 Zu arbeiten für die materielle Versorgung der Kinder, aber auf Kosten von deren geistlichem Wachstum stünde im Gegensatz zu biblischen Grundsätzen. Die Kinder dieser frommen Frau wurden, wie auch ihr Ehemann, durch ihre Arbeit gesegnet. Wir haben gehört, dass sie für ihre gütigen Lehren bekannt war (Vers 26). Alles, was diese Frau tat, war ein Akt des Gehorsams Gott gegenüber und aufopferungsvoller Dienst ihrer Familie gegenüber. Sie fand ihre Erfüllung darin, Gott und ihrer Familie zu dienen, und nicht darin, ihre eigenen Interessen zu verfolgen.

Lassen Sie uns alle danach streben, Gott und unseren Mitmenschen zu dienen, und uns selbst dabei hingeben, sei es als Ehefrau, als Ehemann oder als alleinstehender Gläubiger. Und lassen Sie uns das stets zum Ruhme Gottes und Seiner Gnade tun


33 „Scharlach: Wenn dies die richtige Übersetzung ist, so drückt das vor Allem den hohen Preis aus. Sie kann sich das Beste und folglich auch das vollkommen Zufriedenstellende leisten. Aber das Wort hat eine Plural-Endung, die für „Scharlach“ ungewöhnlich ist; daher sind Zweifel an der Wortform wie an der Bedeutung angebracht. Die Konsonanten lassen auch die Lesart „doppelt“ zu (Avmg), d.h. doppelt dick, und diese Lesart wird durch die Vulgata wie auch durch die Septuaginta unterstützt (die Letztere ordnet den Ausdruck dabei dem folgenden Vers zu).“ Derek Kidner, The Proverbs [Die Sprüche], Chicago: Inter-Varsity Press, 1964, S. 184.

34 Das Wort „Decken” aus Sprüche 31:22 findet man so nur noch einmal in Kapitel 7:16, wo es das Bett der Ehebrecherin bezeichnet. Das unterstützt wohl die Übersetzung der NIV eher als die der NASB. Mir scheint, dass man aus Vers 22 eine sehr wichtige Lektion lernen kann: Wenn der weise Ehemann mit der Frau seiner Jugend Freude haben und in ihrer Liebe gefangen bleiben soll (Spr 5:19), warum sollte die weise Ehefrau ihren Mann dabei nicht unterstützen, indem sie ihr Schlafzimmer genauso attraktiv macht, wie die Hure es tut? Hier, mein Freund, kann man einmal „Verschwendung“ üben, die sich auszahlt.

35 Gütige Lehre, wörtlich ‘die Lehre der Güte’ (RV: ‘das Gesetz der Güte’) ist die Unterweisung ihrer Kinder, ihrer Diener und Freunde, die aus einem gütigen, freundlichen Herzen entspringt: Obwohl sie mit fester Hand verwaltet, wie sie es als Geschäftsfrau gelernt hat, ist sie doch niemals herrisch oder unfreundlich.“ C. H. Toy, A Critical and Exegetical Commentary on the Book of Proverbs [Kritik und Exegese zum Buch der Sprüche], Edinburgh: T & T Clark, 1959, S. 547.

36 „…bezieht sich nicht auf die Zuneigung des Ehemannes, sondern auf sein Vertrauen auf sie als Managerin der Haushaltsgeschäfte.“ Ibid., S. 543.

37 Toy scheint darauf aber abzuheben, denn er schreibt: „Der Ehemann nimmt an der häuslichen Verwaltung nicht Teil – er ist mit öffentlichen Aufgaben beschäftigt.” Ibid., S. 542.

38 Mancher wird sich sicherlich auch fragen, was die Lehren in 1.Timotheus 5:14 und Titus 2:5 zur Frage der berufstätigen Ehefrau sagen. In 1.Timotheus 5:14 fordert Paulus jüngere Witwen auf zu heiraten, Kinder zu bekommen und ‚ihr Haus zu verwalten’ (NIV). Die Übertragung der NASB als ‚Haushalten’ ist eher vage und lässt die Vorstellung zu, dass die Frau zu Hause bleiben und sich mit Hausarbeit als ihrer primären Pflicht beschäftigen solle. Die KJV stimmt mit der NIV überein und gibt diesen Ausdruck mit ‚das Haus führen’ wieder. Die Vorstellung ist dabei die, dass die Frau sich den Pflichten des häuslichen Betriebes widmen soll. Dabei ist nicht Hausarbeit das Thema, sondern die Verwaltung eines Hauses. Das ist ganz offenbar die Bedeutung des Wortes oikodespoteo.

Die zweite Stelle, Titus 2:5, wird wiedergegeben mit ‚sich zu Hause beschäftigen’ (NIV), ‚das Haus hüten’ (KJV) oder ‚zu Hause arbeiten’ (NASB). Die Schwierigkeit dieser Textstelle liegt darin, dass die verschiedenen griechischen Texte hier jeweils ein unterschiedliches Wort gebrauchen. Eine Möglichkeit ist oikourgos, das sich zusammensetzt aus oikos, Haus, und ergos, Arbeit. Dieser Begriff sollte am Ehesten mit ‚zu Hause arbeiten’ übersetzt werden. Die zweite Möglichkeit ist das griechische Wort oikouros, das ‘zu Hause bleiben’ bedeutet. In jedem Fall müssen wir darauf achten, den Text im Lichte der kulturellen Gegebenheiten jener Tage und nicht der der heutigen Zeit zu interpretieren. Zu jener Zeit arbeitete keine Frau außer Hauses, es sei denn, sie war eine Prostituierte. Denken Sie daran, wie Paulus die Witwen mahnte, nicht aus Mangel an Beschäftigung von Haus zu Haus zu laufen und sich überall einzumischen (1.Tim 5:13). Da Frauen bei der Arbeit nicht aus dem Haus kamen, konnten sie in Versuchung geraten, ihre Zeit damit zu vergeuden, dass sie bei den Frauen in anderen Häusern herumhingen, Klatsch verbreiteten und wenig Gutes taten. Das Gebot ‚zu Hause zu bleiben’ oder ‚zu Hause zu arbeiten’ ist in diesem Zusammenhang zu sehen: Ein Mittel gegen Müßiggang und Klatsch war es, zu Hause zu bleiben, sich den Pflichten zum Unterhalt der Familie zu widmen und sein Haus wohl zu bestellen.

Mir scheint daher, dass wir uns vorsehen müssen, diese beiden Textstellen nicht zu voreilig oder zu uneingeschränkt auf das Thema der berufstätigen Ehefrau anzuwenden. Sie mögen prinzipiell gültig sein, aber sie dürfen nicht so aus dem Zusammenhang gerissen werden, wie ich es früher selbst einmal getan habe und Mancher es noch immer gerne tut.

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