MENU

Where the world comes to study the Bible

4. Junker Einfalt wird verführt (Sprüche 7:1-27)

Einleitung

Es ist ein großer Unterschied, ob jemand einfältig ist oder dumm. Für die meisten von uns wird das Wort einfältig die Assoziation eines nahezu Schwachsinnigen wecken, oder, wie man so sagt, eines etwas unterbelichteten Menschen. Aber das ist es nicht, was der Begriff einfältig im Buch der Sprüche sagen will. Einfältig zu sein ist ein Entwicklungsstadium jedes Menschen, ganz entsprechend dem Heranwachsen eines Jugendlichen. Ebenso, wie man die Pubertät durchmacht, muss jeder eine einfältige Phase im Leben durchmachen. Andererseits ist Einfältigkeit auch eine sehr gefährliche Zeit im Leben, weil Einfältige sehr verletzlich und leichtgläubig sind. Außerdem ist Einfältigkeit nur einen Schritt von der Dummheit entfernt, und so muss dieser kritische Lebensabschnitt mit Vorsicht gelebt werden. Diejenigen unter uns, die diesen Punkt schon hinter sich gebracht haben, haben jetzt vielleicht Kinder, die in die entsprechende Kategorie fallen – aber selbst wenn das nicht der Fall ist, müssen wir doch mit denen umgehen können, die einfältig sind. Daher müssen wir alle genau auf die Worte der Sprüche hören, die uns den Zustand der Einfältigkeit wie auch seine Behandlung darlegen.

Unser Studium des Einfältigen beginnt mit einer Analyse derjenigen Passagen in den Sprüchen, die die Charakterzüge des Einfältigen, die daraus entstehenden Folgen und die Heilung von der Einfältigkeit beschreiben. Dann werden wir die Fallbeschreibung eines Einfältigen im Kapitel 7 der Sprüche betrachten und versuchen, daraus spezifische Grundlagen für einen effektiveren Umgang mit einfältigen Menschen zu entwickeln. Ich werde außerdem versuchen zu zeigen, dass es nicht die Einfältigkeit als solche war, die zum Fall des Einfältigen in Sprüche 7 führte. Ich glaube vielmehr, dass alle Männer prinzipiell auf die gleiche Art straucheln können wie der Einfältige in dieser Episode, und daher kann dieser Abschnitt uns allen eine Lektion darüber erteilen, wie wir unnötigen Versuchungen und den verheerenden Folgen der Sünde aus dem Weg gehen können.

Charakteristika der Einfalt

Einfalt gehört zur Jugend dazu.

Einfältig zu sein ist wie Pickel zu haben – beides kommt mit der Pubertät. Fast automatisch gehen wir davon aus, dass ein Einfältiger jung ist, und etliche Parallelismen in den Sprüchen legen nahe, dass Einfalt und Jugend praktisch gleichzusetzen sind:

Um dem Unerfahrenen [wörtlich: dem Einfältigen] Klugheit zu geben, Und der Jugend Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen (1:4).

Und ich sah unter den Unverständigen [wörtlich: den Einfältigen] Und machte unter den Jugendlichen Einen jungen Mann aus, dem es an Einsicht fehlte (7:7).

Wenn es aber wahr ist, dass Einfalt eine Krankheit der Jugend ist, sind daraus einige bemerkenswerte Schlussfolgerungen zu ziehen:

1. EINFÄLTIG ZU SEIN IST KEINE SÜNDE, SONDERN EINE BESTIMMTE PHASE WÄHREND DES HERANWACHSENS ZUR REIFE. Jeder geht durch das Stadium der Einfalt, genauso, wie jeder die Pubertät durchmacht. Es ist ebenso wenig eine Sünde, einfältig zu sein, wie unreif zu sein.

Im dritten Kapitel des ersten Korintherbriefes schreibt Paulus an die fleischlichen Heiligen der korinthischen Gemeinde. Unmittelbar nach ihrer Bekehrung wurden diese Heiligen von Paulus als Menschen im Fleisch und als junge Kinder angesprochen (1.Kor 3;2), und als Solche konnten sie nur mit Milch und nicht mit festen Speisen fertig werden. Dieses Stadium der Unreife wurde nicht verdammt, denn es war ja nichts Anderes zu erwarten. Aber jetzt schreibt Paulus ihnen etliche Zeit später, und ihre Unreife ist inzwischen zur Fleischlichkeit geworden – zu einer bewussten Ignoranz und Unüberlegtheit. Es war zwar nicht falsch, im Fleisch (junge Kinder) zu sein, aber es ist eine Sünde, fleischlich (den fleischlichen Bedürfnissen verhaftet) zu sein. Was als Unreife beginnt, kann zur Fleischlichkeit werden. Aber in der Regel sind die Einfältigen in den Sprüchen schlicht unreif.

2. EINFALT IST EIN ENTWICKLUNGSABSCHNITT; ABER MAN KANN EBENSOWENIG EINFÄLTIG BLEIBEN, WIE MAN EIN JUGENDLICHER BLEIBEN KANN. So wie die jungen Kinder in Korinth entweder reif oder absichtlich fleischlich werden mussten, so muss auch der Einfältige sich entscheiden, ob er ein Weiser werden will oder ein Narr. Als Lebensabschnitt geht die Einfalt vorüber und muss durch etwas Anderes ersetzt werden. Niemand kann einfältig bleiben.

3. NICHT DIE ZEIT, SONDERN EINE BEWUSSTE WAHL HEILT VON DER EINFALT. Der Sohn, der in Kapitel 1 durch seinen Vater unterwiesen wird, ist, denke ich, einfältig; aber sein Vater ist sich der Tatsache bewusst, dass dieser Bursche jetzt die Entscheidung treffen muss, ob er den Weg der Weisheit gehen oder den schlechten Männern (und niederträchtigen Frauen) auf dem Weg der Torheit folgen will. Diese Entwicklung erfolgt nicht durch die Zeit allein, sondern nur durch eine bewusste Entscheidung (1:10,15,22-23). Weisheit entwickelt sich nicht als ein Produkt aus Zeit und Zufall; sie kommt aus dem Vorsatz, der Torheit abzusagen und die Weisheit als einen wertvollen Schatz zu suchen.

4. EINFALT IST ZWAR NORMALERWEISE EINE KRANKHEIT DER JUNGEND, ABER JEDES ALTER HAT SEINE SCHWÄCHEN. Glauben Sie ja nicht, dass alle Gefahren vorüber sind, sobald Sie einmal alle Fallstricke der Jugend heil überstanden haben. Madame Torheit hat eine Versuchung für jedes Alter in ihrer Trickkiste. Paulus warnt Timotheus vor den Gefahren der Jugend (vgl. 1.Tim 4:12; 5:1-2; 6:11), aber er hat genauso auch Anweisungen für die älteren Heiligen (vgl. Tit 2:2-5). Heutzutage ist uns die so genannte Midlife-Krise geläufig, und sie kann auch zur Erklärung von Davids Fall in die Unmoral beitragen (2.Sam 11). Aus der Versuchung werden wir niemals herauswachsen; Einfalt aber ist wohl in der Tat eine Krankheit der Jugend.

5. EINFALT IST EIN GEFAHRVOLLER ZUSTAND. Dreierlei Dinge tragen zu den großen Gefahren bei, denen der Einfältige gegenüber steht:

  • DEN EINFÄLTIGEN MANGELT ES AUF WESENTLICHEN GEBIETEN: Es fehlt ihnen an Weisheit (Ps 19:7), an Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen (Spr 1:4), an Verständnis (Ps 119:130; Spr 9:4,16) und an Einsicht (Spr 7:7). Darüber hinaus fehlt den Einfältigen die Fähigkeit, das was Andere ihnen erzählen, kritisch zu analysieren; mit anderen Worten: sie sind leichtgläubig:

Der Unerfahrene glaubt Alles, Aber der kluge Mann bedenkt seine Schritte (14:15).

Der Kluge sieht das Böse und verbirgt sich, Aber der Unerfahrene geht weiter und erleidet die Strafe (22:3; vgl. 27:12).

  • DER EINFÄLTIGE, WIE ÜBERHAUPT DER GEFALLENE MENSCH, NEIGT ZUM BÖSEN UND NICHT ZUM GUTEN UND RECHTSCHAFFENEN. Die Einfältigen sind unwissend und unerfahren, aber sie neigen zudem auch zur Torheit; sie sind gewissermaßen unfallträchtig auf geistlichem Gebiet. Sie tendieren zum Schädlichen und Destruktiven. Sich selbst überlassen wird ein Einfältiger nicht weise werden, sondern geradewegs in die Torheit und das Unglück stolpern.

Wie lange wollt ihr Unerfahrenen die Unerfahrenheit lieben? Und ihr Spötter euch am Spott erfreuen, Und ihr Unvernünftigen die Erkenntnis hassen? (1:22).

Denn die Eigenwilligkeit der Unverständigen wird sie töten, Und die Selbstzufriedenheit der Toren wird sie vernichten (1:32).

Die Unerfahrenen werden die Torheit erben, Aber die Klugen werden mit Erkenntnis gekrönt (14:18).

  • GERADE DIE EINFÄLTIGEN SIND OFT DAS ZIEL DER BÖSEN UND SKRUPELLOSEN. In der Natur verfolgen Wildtiere oft den Nachwuchs ihrer Beutetiere, wegen dessen Unerfahrenheit und Verletzlichkeit. Jungtiere haben wenig Gefühl für Gefahren und lassen sich leicht täuschen oder zu gefährlichen Dingen verleiten. Dasselbe trifft für die menschliche Natur zu. So ist es zum Beispiel das Geschäft eines Zauberkünstlers, die leichtgläubigste Person zu identifizieren und ihre Naivität auszunutzen. Einfältige Menschen werden oft Opfer von schlechten Männern oder Frauen, die wissen, wie verletzlich sie sind. Genau aus diesem Grund warnt der weise Vater seinen Sohn vor dem Ansinnen habgieriger und gewalttätiger Männer (1:10-19). Auch die ehebrecherische Frau sucht sich gezielt den Unerfahrenen aus (7:6-27; 9:13-18). Während also der Einfältige selbst schon dazu tendiert, in Richtung Unglück zu gehen, verfolgt ihn dieses seinerseits auch noch nachdrücklich.

6. EINFÄLTIGKEIT IST ZWAR EINE GEFÄHRLICHE, ABER KEINE UNHEILBARE KRANKHEIT. Es gibt Hoffnung für die Einfältigen, denn nicht jeder Einfältige erliegt den Schlichen der Madame Torheit. Da eine Phase der Einfältigkeit zu Wachstum und Entwicklung jedes jungen Menschen gehört, hat diese auch jeder weise Mann und jede weise Frau – erfolgreich – durchgemacht. Einfältigkeit ist so etwas wie der Jahrmarkt der Eitelkeiten in der Pilgerreise zur ewigen Seligkeit. Jeder Pilger muss ihn durchlaufen, und während Einige seinen Versuchungen erliegen, überstehen sie Andere und sind nachher um die Erfahrung reicher.

Nicht nur Madame Torheit versucht die Einfältigen auf Abwege zu bringen (7:6-26; 9:13-18), sondern auch Dame Weisheit wendet sich an die Einfältigen. Sie warnt sie vor den vor ihnen liegenden Gefahren und mahnt sie, sich von der Torheit abzuwenden und die Weisheit zu suchen (1:20-33; 8:1-36; 9:1-6). Die Lösung für den Einfältigen besteht daher darin, sich von der Torheit abzukehren, niederträchtige Männer zurückzuweisen und schlechten Frauen zu widerstehen, und sich um die Weisheit zu bemühen (1:23; 2:1-11; 3:1-26; 4:1-27).

Es gibt Hoffnung für die Einfältigen: Sie müssen nicht durch Schaden klug werden, sondern können aus den sündigen Entscheidungen Anderer lernen:

Schlägt man den Spötter, so werden die Unvernünftigen klug; Aber wenn man den Verständigen zurechtweist, wird er an Erkenntnis gewinnen (19:25; vgl. 21:11).

Außerdem sieht der Herr nicht untätig zu, wenn ein Einfältiger verführt wird. Die den Herrn fürchten und die Weisheit suchen stehen unter Seinem Schutz:

Der Herr bewahrt die Einfältigen; Ich war schwach, und Er errettete mich (Ps. 116:6).

Der Herr kann zwar zur Erhaltung eines Einfältigen unmittelbar eingreifen, hauptsächlich gewährt er aber Schutz auf dem Wege der Heiligen Schrift:

Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele; Das Zeugnis des Herrn ist gewiss und macht die Unverständigen weise (Ps 19:7).

Die Enthüllung Deiner Worte gibt Licht; Und gibt den Unerfahrenen Verständnis (Ps 119:130).

Mein Sohn, behalte meine Worte Und bewahre meine Gebote in dir. Halte meine Gebote, dass du am Leben bleibst, und hüte meine Lehren wie deinen Augapfel. Binde sie an deine Finger; Schreibe sie auf die Tafel deines Herzens. Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester. Und nenne die Einsicht deine Busenfreundin; damit sie dich vor der Ehebrecherin bewahren, vor der fremdländischen Frau, die mit Worten schmeichelt (Spr 7:1-5).

Einfältige Menschen stehen zwar Gefahren gegenüber, aber sie kämpfen nicht alleine. Die Weisheit gibt ihnen Mahnung und Ausweg, die Schriften sind dazu bereitet, sie klug zu machen, und Gott selber bewahrt die Einfältigen, die Ihn fürchten. Die gleichen Versuchungen, denen sich die Einfältigen gegenübersehen, kommen auch auf alle Anderen zu, und Gott hat für jeden den Ausweg geschaffen (vgl. 1.Kor 10:13).

Ein Fallbericht:
Die Verführung von Junker Einfalt

Bis hierher habe ich versucht, die Lehren der Sprüche über die Einfältigen zusammenzufassen. In Sprüche 7 bringt Salomo nun die Sache auf den Punkt mit dem Drama der Verführung eines Einfältigen durch Madame Torheit. Die Verse 1-5 enthalten einen Vorspann, Vers 6-23 das Drama und Vers 24-27 das Nachwort.21 Wir haben dieses Kapitel schon untersucht und dabei die Methoden der Madame Torheit im Auge gehabt. Nun werden wir uns auf ihr Opfer konzentrieren, den wir Junker Einfalt nennen wollen. Die folgenden Beobachtungen sollen dazu dienen, die Gründe für seinen Fall zu klären.

Junker Einfalt fiel nicht deshalb, weil er einfältig war.

Erst nachdem ich diesen Abschnitt mehrere Male gelesen hatte, fiel mir etwas Wesentliches auf: Obwohl Junker Einfalt strauchelte, gab es doch viele andere Einfältige, die das nicht taten. In Vers 7 schildert die Weisheit, was sie von ihrem Fenster aus sieht: Und ich sah unter den Unverständigen Und machte unter den Jugendlichen Einen jungen Mann aus, dem es an Einsicht fehlte.

Junker Einfalt war nur einer von mehreren Jugendlichen, die Dame Weisheit alle zurecht als einfältig bezeichnen könnte. Sie konzentriert ihre Aufmerksamkeit auf diesen jungen Mann, weil er, durch seine eigene Zügellosigkeit, der Sünde verfallen wird. Mir kommt es hier darauf an, dass er alleine und nicht all die Jugendlichen (die doch alle einfältig waren) verführt wurden. Die Schlussfolgerung ist klar: nicht die Einfalt ist das eigentliche Problem, sondern die Sündhaftigkeit. Junker Einfalt musste nicht straucheln; er fiel aufgrund seiner eigenen falschen Entscheidungen. Diese Entscheidungen werden wir nun etwas genauer betrachten.

Junker Einfalt ging in die Falle, weil er Madame Torheit suchte.

In der Natur gibt es einige Lebewesen, die ihre Beute nicht verfolgen, sondern ihre Opfer einfach zu sich kommen lassen. Beispielsweise verleiten einige Meerespflanzen ihre Beute durch Vortäuschung falscher Tatsachen. Madame Torheit verfolgt in Kapitel 7 ihre Beute ebenfalls nicht, sondern sie wartet, dass sie zu ihr kommt. Madame Torheit ist zwar unstet und ihre Füße verweilen nicht in ihrem Haus (Vers 11), aber zumindest in diesem Fall scheint sie sich in der Nähe ihres Hauses aufzuhalten (Vers 8; vgl. 9:14). Und Junker Einfalt streift spät abends umher auf der Straße, in der Nähe ihrer Ecke (Vers 8).

Ich glaube nicht, dass er rein zufällig in die Nähe ihres Hauses kam. Meiner Meinung nach spazierte er absichtlich in die Richtung ihres Hauses, und er wusste, wo sie lebte. Es gibt ein Lied, das den meisten von Ihnen bekannt sein dürfte, ein sehr romantisches Lied über einen Mann, der in der Straße steht, in der die wohnt, die er liebt. Wäre dieses Lied in den Tagen von Junker Einfalt schon geschrieben gewesen, hätte er es vielleicht vor sich hingesummt in der Nacht, als er durch die Straße in der Nähe des Hauses von Madame Torheit spazierte.

Das erinnert mich an eine, soviel ich weiß, wahre Geschichte über einen älteren Mann bei einem Rock-Konzert. In der Nähe befand sich ein Gewässer, und der Mann erklärte entrüstet, wie sehr er sich davon abgestoßen fühlte, dass einige junge Leute dort nackt badeten. Er wusste das, weil er sie stundenlang beobachtet hatte – mit einem Fernglas. Ich denke, Junker Einfalt wusste über Madame Torheit Bescheid, weil sie das Stadtgespräch war. Er streifte um ihr Haus, weil er einen Blick auf sie erhaschen und sehen wollte, wie die Sünde eigentlich aussieht. Ich bezweifle sehr, dass er dabei plante, selber zu sündigen, oder dass er anfangs damit einverstanden war, aber er suchte den Nervenkitzel.22

Übrigens ist dieses Verhalten typisch für viele, insbesondere unreife Menschen: zu versuchen, so nahe wie möglich an das Feuer zu kommen, ohne sich dabei zu verbrennen. Ich weiß nicht, wie oft ich von jungen Leuten tatsächlich die Frage gehört habe: Wie weit kann ich gehen? Jedesmal, wenn wir eine Regel nur deshalb kennen wollen, um sie so weit wie möglich strapazieren zu können, hofieren wir die Sünde. Und das war, denke ich, was der junge Mann hier tat. Wenn ich mit meinen Vermutungen an dieser Stelle zu weit gegangen bin, so müssen Sie mir doch zumindest soweit zustimmen, dass er, wenn er Madame Torheit vielleicht auch nicht aktiv aufgesucht hat, so doch zumindest nicht vor ihr geflohen ist. Viele von uns mögen es vorziehen, sauber zu bleiben, aber sie möchten doch gerne zuerst gefragt werden, bevor sie Nein sagen.

Junker Einfalt wurde verführt, aber nicht getäuscht.

Wir können nicht wissen, was der junge Mann beabsichtigte, als er in den dunklen und gefährlichen Nachtstunden umherstreifte. Was wir aber wissen ist, dass er von Madame Torheit nicht getäuscht wurde. Diese Frau war zwar listig, aber nicht hinterlistig. Der Text sagt uns, dass sie wie eine Hure gekleidet war (Vers 10). Sie war aber keine Hure, sondern eine untreue Ehefrau. Der Grund dafür, das sie sich so kleidete, war der, dass sie in Junker Einfalt das ansprechen wollte, von dem sie wusste, dass er es suchte: Er war jemand, der das Abenteuer suchte. Und wenn er nicht gewitzt genug war zu sehen, worauf sie aus war, würde sie sich eben so kleiden, dass er es nicht mehr übersehen konnte. Ihre Vorgehensweise war alles andere als subtil. Sie begrüßte ihn ungeniert mit einem Kuss (Vers 13), etwas, das für ein anständiges Mädchen einem Fremden gegenüber niemals in Frage gekommen wäre. Sie sagte ihm, das sie verheiratet sei (Vers 19) und begierig darauf, den Kelch der Liebe bis zur Neige zu leeren (Vers 18). Sie war also nicht gerade indirekt. Und wie einfältig der junge Mann auch gewesen sein mochte, er wusste nun, worauf sie aus war. Aus welchem Grund auch immer er in der Nähe ihres Hauses gelandet war, er hätte fliehen können (und müssen), nachdem ihm ihre Absichten bekannt geworden waren – aber er blieb. Er wurde verführt, aber nicht getäuscht.

Junker Einfalts Sünde kam nicht plötzlich, sondern sie entwickelte sich.

Plötzlich folgt er ihr, Wie ein Ochse zur Schlachtung geht Oder wie einer in Fesseln zur Züchtigung eines Toren (Vers 22-23). Ich habe viele schnelle Entscheidungen getroffen in meinem Leben, und einige davon habe ich später bereut. Ich erinnere mich beispielsweise daran, wie ein Verkäufer in unserem Wohnzimmer saß und meine Frau und mich zu einer sofortigen Entscheidung drängte, da sein Angebot nur jetzt gültig sei. Auch Junker Einfalt traf eine schnelle Entscheidung, als er Madame Torheit – wie sich zeigte, zur Schlachtung – folgte. Die würzigen Laken der Madame Torheit waren für Junker Einfalt wie die Möhre, die man vor dem Ochsen baumeln lässt, um ihn ins Schlachthaus zu bewegen. Da er seine Aufmerksamkeit nur auf das kurzlebige Vergnügen richtete, das ihm Madame Torheit in Aussicht stellte, spürte Junker Einfalt nicht die vor ihm liegende Gefahr, sondern er schob und drängelte geradezu und beschleunigte damit seine eigene Vernichtung.

Es ist wichtig zu festzuhalten, dass Junker Einfalt seine Entscheidung aus einem Impuls heraus traf. Aber es muss genauso darauf hingewiesen werden, dass dies nur die Letzte einer ganzen Reihe sündiger Entscheidungen war, die nun zum Ende brachte, was bereits zuvor in Gang gesetzt worden war. Meine Erfahrungen beschränken sich auf den Kauf nur eines Hauses, aber dabei habe ich gelernt, dass ein Hauskauf mit einer ganzen Reihe von Entscheidungen und Unterschriften verbunden ist. Zunächst gibt man ein formelles Angebot ab und unterschreibt es, dann gibt es einen Vertrag, der von beiden Parteien unterzeichnet wird. Und etwas später kommt es schließlich zum Abschluss, bei dem Papiere unterschrieben werden, durch die das Eigentum an dem Haus auf den Käufer übertragen wird.

Mit seiner Entscheidung in Vers 22 hat Junker Einfalt nur das Geschäft abgeschlossen. Zuvor war er törichterweise in der Stadt umhergestreift, am falschen Ort zur falschen Zeit. Er suchte Ärger, wie man so sagt. Als Madame Torheit auf ihn zuging und ihn kühn anmachte, lief er nicht weg. Sie schmeichelte ihm, und er ließ es sich gefallen. Sie verführte ihn, und er zog ihren Vorschlag in Erwägung. Sie versicherte ihm, dass eine Nacht mit ihr sinnlich wie auch sicher sein würde, und er glaubte ihr.

Ich will damit sagen, dass niemand von uns sich selbst jemals in die Lage bringen sollte, eine Entscheidung treffen zu müssen, wenn Madame Torheit mitten in der Nacht an einer einsamen Straßenecke vor ihm steht. Unter solchen Umständen gefällte Entscheidungen sind ausgesprochen gefährlich. Wenn wir erst einmal begonnen haben, die Sünde zu hofieren und so weit zu gehen, wie es möglich ist ohne erwischt zu werden, sind wir für Madame Torheit eine leichte Beute. Um wieviel einfacher wäre es doch für Junker Einfalt gewesen, nach Hause und zu Bett zu gehen, anstatt an der Ecke zu stehen und all den Mädchen nachzusehen.

Ich habe absichtlich bis zum Ende aufgehoben, was ich eigentlich für den ersten Schritt in dieser Reihe von Sünden halte. Die Verse 24-27 mahnen den Einfältigen, auf die Warnung der Weisheit zu hören und sich vom Weg der Madame Torheit abzukehren, denn das unausweichliche Ende dieses Weges sind Tod und Vernichtung. Aber wie kommt es dann, dass Junker Einfalt so fröhlich und unbekümmert diesen Weg entlang geht? War ihm die Gefahr so wenig bewusst? Vers 25 gibt uns den entscheidenden Hinweis: Lass dein Herz nicht zu ihren Wegen abweichen, Irre nicht ab auf ihre Pfade. Das Problem entstand im Herzen des Junkers Einfalt, nicht in seinem Kopf.

Mein Sohn, behalte meine Worte Und bewahre meine Gebote in dir. Halte meine Gebote, dass du am Leben bleibst, und hüte meine Lehren wie deinen Augapfel. Binde sie an deine Finger; Schreibe sie auf die Tafel deines Herzens. Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester. Und nenne die Einsicht deine Busenfreundin; damit sie dich vor der Ehebrecherin bewahren, vor der fremdländischen Frau, die mit Worten schmeichelt.

Es war also weniger eine absichtliche als eine passive Entscheidung zum Ungehorsam: Er war auf ihren Pfad abgeirrt. Die Verse 1-5 von Kapitel 7 zeigen uns, dass Junker Einfalt zwar durch eine willentliche Entscheidung strauchelte, aber seine sündigen Entscheidungen folgten eine nach der anderen daraus, dass er die Weisheit geringschätzte. Sehen Sie sich diese Verse noch einmal genauer an.

Der weise Vater drängt seinen Sohn, mit Eifer an der Weisheit festzuhalten und die Lehren zu befolgen, die er ihm gab. Seine Gebote sollten verwahrt, seine Lehren sorgfältig (wie dein Augapfel, Vers 2) gehütet werden.23 Diese Unterweisung sollte nicht zum einen Ohr herein und zum anderen wieder heraus gehen, sondern er sollte sie vielmehr in sein Gedächtnis eingraben und häufig darüber nachdenken. Der Sohn sollte nicht nur das Gesetz beherrschen, das ihn sein Vater gelehrt hatte, sondern er sollte diesem Gesetz erlauben, ihn zu beherrschen: Es sollte in sein Herz geschrieben werden (Vers 3).

Die ersten drei Verse in Kapitel 7 haben viel gemeinsam mit Deuteronomium 6. Achten sie auf die Worte, die Gott durch Moses zu den Israeliten sprach:

Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzer Kraft. Und diese Worte, die Ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein; und du sollst sie deine Söhne mit Fleiß lehren und sollst von ihnen sprechen, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie als ein Zeichen an deine Hand binden und sie sollen als Stirnband zwischen deinen Augen sein. Und du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben (Deu 6:5-9; vgl. auch Vers 20-25).

Der weise Vater tut genau das, was Moses im Buch Deuteronomium befiehlt: Er hat seinen Sohn das Gesetz Gottes gelehrt, und jetzt ermahnt er ihn ernsthaft, sich diese Lehre zu Eigen zu machen, sie zu verwahren und gehorsam danach zu leben.

Und das umfasst viel mehr, als nur den Glauben seines Vaters anzunehmen. Es läuft darauf hinaus, dass er die Weisheit Gottes als den wertvollsten Besitz seines Lebens schätzen lernt. Tatsächlich ist sie sogar der Besitz des Lebens (vgl. 3:18). Aus diesem Grund sollte der Sohn ein ganz persönliches und intimes Verhältnis zur Weisheit aufbauen (7:4). Der Weg der Weisheit ist keine akademische Karriere, sondern eine aufrichtige Verpflichtung und ein enges Verhältnis zu ihr. Weisheit soll als Schwester angesehen werden. Ich persönlich verstehe diesen Ausdruck Schwester in dem gleichen Sinn, in dem derselbe Verfasser, Salomo, ihn im Hohen Lied benutzt (4:9, 10, 12; 5:1, 2), wo die Schwester seine Braut und Geliebte ist: Nach Weisheit soll also wie nach einer Geliebten und intimen Freundin gesucht werden. Die Weisheit wird kein flüchtiges Verhältnis mit denen eingehen, die gerne weise sein möchten, noch ist sie eine Fremde in der Nacht wie Madame Torheit.

Ein solches Verhältnis zur Dame Weisheit ist die beste Vorbeugung für eine Torheit wie die in den Versen 6-27 berichtete. Der Unterschied zwischen Junker Einfalt und den anderen einfältigen Seelen aus Vers 7 ist der, dass er sich entschlossen hatte, Gottes Weisheit zu missachten, und das führte im Endeffekt zu seinem Straucheln. Während also der Fall des Junkers Einfalt in Vers 22 stattzufinden scheint, begann er doch schon lange vorher, als der Junker die Weisheit nicht werthielt, sondern beiläufig ignorierte. Und genau zu diesem Zeitpunkt, als der einfältige Bursche sich entschied die Weisheit zu vernachlässigen, geriet er auf den Weg der Torheit. Dessen tödliches Ende war zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht in Sicht, aber es war unausweichlich.

Schlussfolgerung

Es ist eine tragische Tatsache, aber man muss es noch einmal unterstreichen: Junker Einfalt strauchelte nicht, weil er einfältig war, sondern weil er sich entschieden hatte, die Wahrheit des Wortes und die Weisheit Gottes gering zu schätzen. Wie uns die Sprüche wiederholt mitteilen, ist ja die Furcht des Herrn der Beginn der Weisheit (9:10; vgl. 1:7). Die es versäumen, die Lehre durch das Wort Gottes wertzuschätzen, bringen sich selbst auf einen Kurs, der unausweichlich zu Tod und Vernichtung führt. Diese endgültige Vernichtung ist jedoch nicht sofort sichtbar, denn:

Es gibt einen Weg, der vor dem Menschen recht erscheint, Aber am Ende ist es der Weg des Todes (14:12).

Darf ich dich ganz offen fragen, mein Freund, auf welchem Weg du dich befindest? Vielleicht hast du dich getröstet mit dem Gedanken, dass du Christus ja eigentlich nicht abgewiesen, sondern nur beschlossen hast, die Entscheidung noch etwas aufzuschieben. Du magst vorgehabt haben, mehr über die geistlichen Dinge nachzudenken, aber dann bist du doch nie dazu gekommen. Die Gefahr wird für dich ebenso wenig offensichtlich wie für Junker Einfalt; und durch deine gleichgültige Einstellung gegenüber der Weisheit Gottes, die Er in der Person Seines Sohnes darbietet (Kol 2:3), hast du kein Gefühl mehr für die vor dir liegende Vernichtung. Solche passiven Entscheidungen sind ebenso verdammlich wie tödlich. Junker Einfalt hat uns die Torheit dieses Weges demonstriert.

Ich möchte dich bitten, jetzt und in diesem Moment etwas zu tun. Ich bitte dich dringend, dich der Tatsache zu stellen, dass der Lauf der Zeit dich deiner Erlösung kein bisschen näher bringen wird. Solange du auf dem Weg der Torheit bist, bringt dich jeder Tag weiter fort von Gott und macht dich umso gleichgültiger gegenüber Gottes Wort. Ich verspreche Dir: Gott ist in der Lage, so dramatisch in dein Leben einzubrechen, wie er es mit Saulus auf dem Weg nach Damaskus tat. Der Unterschied zwischen Saulus und dir ist nur, dass Saulus der Täuschung verfallen war, er diene Gott wirklich, wenn er die Christen tötete. Du dagegen wirst nicht so sehr getäuscht als vielmehr verführt durch die Sünde. Du weißt, ebenso wie Junker Einfalt, dass das, was du tust, falsch ist, und du tust es trotzdem. Ich rate dir, noch in dieser Stunde eine Entscheidung zu treffen, so als wäre dies deine letzte Chance – weil sie es vielleicht wirklich ist. Bekenne deine Sünden, fliehe vom Weg der Torheit und glaube an Jesus Christus, durch den Gott für deine Errettung gesorgt hat. Er starb anstelle der Sünder, Er nimmt deine Schuld und Strafe auf sich. Wenn du an Ihn glaubst als an Gottes Weg zur Gerechtigkeit, so wirst du gerettet werden. Ihn abzulehnen bedeutet, das Leben abzulehnen. Und die Entscheidung darüber zu vertagen bedeutet, auf dem Weg voranzugehen, der zur Vernichtung führt.

Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn hingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht zuschanden werde, sondern das ewige Leben habe. Denn Gott sandte Seinen Sohn nicht in die Welt, damit Er die Welt richte, sondern dass die Welt durch Ihn gerettet werde. Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht an Ihn glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einziggezeugten Sohnes Gottes geglaubt hat (Joh 3:16-18).

Mein christlicher Freund, lass uns die Lektion von Junker Einfalt lernen, dass sich Sünde oft entwickelt. Das ist auch die Lektion, die Jakobus in seinem Brief übermitteln wollte:

Lasst keinen sagen, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann durch das Böse nicht versucht werden, noch versucht Er selbst irgend jemanden. Aber ein jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde überwältigt und gelockt wird. Und wenn die Begierde dann empfängt, gebiert sie die Sünde; und wenn die Sünde vollbracht ist, bringt sie den Tod hervor (Jak 1:13-15).

Gott warnte die alten Israeliten davor, dass sie, wenn sie das Gelobte Land erst einmal betreten und seinen Wohlstand zu genießen begonnen hätten, selbstzufrieden werden und ihre Beziehung zu Ihm vernachlässigen würden (Deut 6:10-19). Im Buch der Richter sind zahlreiche Beispiele dafür aufgezeichnet, wie das Volk Gottes sein geistliches Leben vernachlässigte, sobald seine Lage zu bequem wurde. Auch für einen Christen ist die Vernachlässigung des Wortes Gottes der erste Schritt zum Untergang (allerdings nicht dazu, dass er seine Erlösung einbüßt). Auch die Gemeinde von Ephesus hatte ihre anfängliche Liebe zu Gott verloren (Off 2:4). Die dortigen Heiligen hatten Ihn nicht verleugnet, aber sie waren selbstzufrieden geworden und liebten Ihn nicht mehr mit Inbrunst – und das führte zu ihrem geistlichen Niedergang.

Einige von uns haben vielleicht ihre anfängliche Liebe zum Herrn Jesus Christus und zu Seinem Wort schon verloren. Die vernichtenden Folgen davon mögen noch nicht offensichtlich geworden sein, aber meiner Einschätzung nach sind sie unausweichlich. Auch David entschied sich nicht aus heiterem Himmel, mit Bathseba zu sündigen, obwohl es vielleicht so aussehen mag. David lag faul im Palast und sonnte sich in seinem Ruhm als Heerführer, während sein Heer den Kampf für ihn weit weg und in seiner Abwesenheit kämpfte (2.Sam 11:1). In allererster Linie hätte er also nicht im Bett herumliegen sollen: Hätte er seine Verpflichtungen als Israels König und Heerführer wahrgenommen, so hätte es ihn nicht zu Hause nach der Frau eines anderen Mannes gelüstet. Wahrscheinlich war David sogar schon vor diesem Ereignis gleichgültig auf seinem Weg mit Gott geworden. Die inbrünstigsten und leidenschaftlichsten seiner Psalmen sind die, die er in der Zeit des Leidens und der Verfolgung unter Sauls harter Hand geschrieben hatte. Aber inzwischen lief alles gut für ihn – zu gut. Sünde entwickelt sich. Anfangs kaum merkliche Fehler und Entscheidungen aus Passivität werden schließlich und endlich ins Unheil führen.

Christlicher Freund, wenn du ehrlich bist – wie auch ich es sein muss –, müssen wir alle zugeben, dass es die Neigung unseres Herzens ist, wie der Junker Einfalt von Gott fort zu ziehen und Sein kostbares Wort außer Acht zu lassen. Wie der Schreiber eines Liedes es ausdrückte: Möchte Wandern, Herr, ich spür' es, Den verlassen, den ich lieb'. Findest du dich darin wieder, mein Freund? Ich schon. Lasst uns aus diesem Abschnitt lernen, dass die Sünde oft schon lange empfangen wurde, bevor sie endlich geboren wird.

Mich beeindruckt die Tatsache sehr, dass die ersten neun Kapitel der Sprüche fast ausschließlich dem Preis der Weisheit gewidmet sind und der Mahnung an den Leser, sie als den größten Schatz zu suchen, den es zu erwerben gibt. Fleiß und Disziplin sind dafür erforderlich, aber es lohnt jede Anstrengung. Warum muss man so viel Zeit und Mühe aufbringen, um diesen Punkt klar zu machen? Junker Einfalt erinnert uns daran, dass wir immer geneigt sind, die Weisheit nicht so hoch zu schätzen, wie wir es müssten, um weise zu werden. Junker Einfalt vernachlässigte die Weisheit, weil sie ihm nicht wirklich wertvoll oder wichtig erschien. Wir vernachlässigen Gottes Wort und unsere Beziehung zum Herrn aus dem gleichen Grund. Niemand ist bereit, das Opfer auf sich zu nehmen, das die Weisheit fordert, wenn er es nicht zuvor als lohnenswert erkannt hat.

Das ist für mich einer der zwingenden Gründe für die religiöse Anbetung: Wenn wir unseren Herrn anbeten, konzentrieren wir uns auf Seinen unendlichen Wert – Seine Gnade, Seine Macht, Seine Liebe, Sein Opfer am Kreuz von Golgatha. Anbetung erinnert uns daran, wer Gott ist, und daran, dass es ein unendliches Privileg ist, Ihn zu kennen und Ihm zu dienen, koste es, was es wolle. Wir vernachlässigen nur das, was wir nicht hoch genug schätzen. Anbetung richtet unsere Prioritäten und unser Wertesystem wieder so aus, dass wir Ihm um jeden Preis zu gefallen trachten.

Darin liegt auch eine Zurechtweisung für alle diejenigen von uns, die das Evangelium zu verbreiten suchen, indem sie die damit verbundenen Kosten herunterspielen. In einer Hinsicht kostet die Erlösung die Menschen nichts, denn wir können durch unsere Werke nichts dazu beitragen (Eph 2:8-9). Aber obwohl unsere Erlösung kostenlos ist, war sie doch nicht billig, denn sie wurde um den Preis des Blutes unseres teueren Herrn erreicht. Um ein Christ zu werden, genügt es nicht, der Guten Botschaft einfach zuzustimmen. Um gerettet zu werden, müssen die Menschen nicht nur bestimmte Dinge über Ihn glauben, sondern sie müssen an Ihn glauben als an den einzigen Weg zu Gottes Vergebung der Sünden und zum Geschenk des ewigen Lebens. Ein Christ zu werden erfordert viel mehr als eine einmalige Entscheidung, wie wichtig auch immer diese selbst sein mag. Erlöst zu werden heißt, sich für einen neuen Weg zu entscheiden, und das beinhaltet zu bereuen, der Sünde zu entsagen und dem Herrn Jesus als Sein Jünger zu folgen. Wenn wir aber die Kosten der Jüngerschaft bagatellisieren, so heißt das, dass es wohl doch nicht ganz so wichtig ist, gerettet zu werden. Ich stelle fest, dass das Buch der Sprüche sowohl den Wert der Weisheit betont als auch die Notwendigkeit von Fleiß und Hingabe vonseiten dessen, der weise sein möchte. Lassen Sie uns niemals den Wert unserer Erlösung schmälern noch die Nachfolge unseres Erlösers als eine Sache minimaler Verpflichtungen und Kosten hinstellen.

Und als sie nun auf dem Weg waren, sagte Einer zu Ihm: Ich will Dir folgen, wohin Du auch gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Nester, aber des Menschen Sohn hat nichts, wo Er Sein Haupt niederlegen könnte. Und Er sprach zu einem Anderen: Folge mir nach. Der aber sagte: Erlaube mir, erst hinzugehen und meinen Vater zu begraben. Aber Er sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkündige das Reich Gottes überall. Und ein Anderer sagte: Ich will Dir nachfolgen, Herr, aber erlaube mir zuerst, dass ich Abschied nehme von denen in meinem Haus. Aber Jesus sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und sieht nach hinten, ist tauglich für das Reich Gottes. (Luk 9:57-62).

Möge Gott uns in die Lage versetzen, Ihm nachzufolgen, koste es, was es wolle, und in dem Wissen, dass kein Opfer jemals zu groß ist gegen die Freude, Ihn zu kennen und Ihm zu dienen.


21 Diese Einteilung wurde von Kidner vorgeschlagen. Vgl. Derik Kidner, The Proventa (Chigago: Inter-Varsity Press, 1964), S. 75-76.

22 Delitzsch glaubt, dass Junker Einfalt an der Ecke bei Madame Torheit herumlungerte und auf sie wartete und nach ihr Ausschau hielt. Er sagt: Auf der Straße ging er auf und nieder, doch so, dass er in der Nähe ihrer (d.h. der Frau, auf die er wartete) Ecke blieb, d.h. er entfernte sich nie weit von ihrer Hausecke und kehrte immer wieder dorthin zurück. Franz Delitzsch, Biblical Commentary on the Proverbs of Solomon (Grand Rapids: Wm. B. Eerdmans [Photolithodruck], 1968), I. S. 159.

23 Wörtlich: 'die Pupille des Auges', von deren intaktem Zustand die Sehfähigkeit abhängt, und dem entsprechend etwas, das mit äußerster Sorgfalt gehütet werden muss. A. Cohen, Inaignha (London: The Soncino Press, 1946), S. 39.

Report Inappropriate Ad